Hallo, ich bin Martin de Hut J
Ich bin der Freund von der Franzi und habe sie ihn Ghana vom 21.12. bis zum
11.01. besucht. Dabei stießen meine Eltern am 31.12. dazu. Und dies ist mein
Reisebericht über diese wundervollen Tage.
Meine ersten
Eindrücke:
Ok. Ganz ehrlich. Mein erster Eindruck war jetzt nicht
soooo positiv. Aber fairerweise muss man sagen, wenn man 16 Stunden Flug hinter
sich hat (ein Flug nach Ghana über Dubai ist nicht zu empfehlen) , dann spricht
es einen nicht gerade an, wenn erstmal die Taxifahrer einen umschwärmen und
versuchen den „reichen Weißen“ übers Ohr
zu hauen. Auch anschließend von jedem Taxi angehubt zu werden ist nicht so
prickelnd.
Doch dann sitzt man endlich im Tro und hat seine Ruhe…
Ok, auch hier ist der erste Eindruck nicht soooo überragend. Vor allem wenn
eine Ziege sich unter deinem Sitz befindet. Ich habe nicht schlecht gestaunt ^^
Auch mein erster Besuch bei einem Straßenstand ließ mich so einige Male an
einem spaßigem Urlaub zweifeln. Doch das Essen war gut und auch an diesem Abend
wurde mein erstes Alvaro (ein Getränk mit Birnengeschmack) aufgemacht. Und nach
all den ersten Eindrücken kamen die zweiten und dritten Eindrücke. Und das Bild
verbesserte sich. Erheblich ;)
Die
Natur und die Gebäude:
Vom Anfang bis zu Ende hatte ich nur einen Gedanken
wenn ich die Straßen, die Gebäude oder die Natur sah. Die Macher von dem Spiel
Far Cry 2 haben die Landschaften echt gut getroffen. ^^
Da unsere Reise sich im Süden abspielte, war der Regenwald steht’s ein Begleiter.
Und den gab es im großen Stil oder auch
im kleinen Stil zu bewundern. Man muss schon mal von seinem Sofa aufstehen und
die kleine Distanz (ungefähr 5000km) überwinden, um über etwas wacklige Brücken
zu laufen, die einem einen Blick gewähren, der jeden Meter der Entfernung wert
ist. Die Brücken gehören zum Kakum-Nationalpark. Einer der Hauptreiseziele
eines jeden Menschen der mit einer Kamera bewaffnet ist und keine Höhenangst
hat. Doch hier zeigt sich mal wieder der "Rassismus" der Ghanaer gegenüber Ausländer. 15 Cedi für Einheimische und 40 Cedi
für Ausländer!!! Da schreit ja der Geldbeutel aus echtem Krokodilleder!!! Naja,
immerhin ließ man uns zwei ausländische Schüler für 20 Cedi rein und nach einem
kurzen Kommentar meines Vaters, dass meine Mutter die arme Mutter eines
Schülers wäre, ließ man auch meine Mutter für 20 Cedi passieren. Nett sind die
Ghanaer auf jeden Fall, aber dazu später mehr.
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Der Regenwald im Kakum |
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Auf dem "Canopy Walkway" |
Ebenfalls ein gutes Beispiel für
die schöne Natur von Ghana war der größte Wasserfall Ghanas bei Hohoe am
Grenzgebiet von Togo. Nicht nur der Wasserfall selber, sondern auch der Weg
dorthin und die Fledermäuse die den Wasserfall umflogen waren es wert
betrachtet zu werden. Naturfreunde kommen auf jeeeeeden Fall in Ghana und wie
ich mir vorstellen kann in den meisten Regionen Afrikas, auf ihre Kosten.
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Mit 70 m der größte Wasserfall Westafrikas: der Wli |

So,
nun zum letzten Punkt, was die Natur angeht. Das Meer. Zwar sind so manche Wege
zugemüllt, mit Waterpacks die ein echtes Umweltproblem darstellen, doch das
Meer, das war steht’s sauber. Hier und da bekam ich vielleicht mal einen
Schrecken als mich eine Tüte am Bein packte, da ich dachte dies sei eine Qualle
oder irgendein anderes Tier von dem ich nicht weiß, dass es dort nicht
vorkommt, dies könnte aber eher ein Zeichen für Paranoia sein ^^
Weniger Natur, mehr Kultur war der Markt von Kumasi. Der größte Markt von
Westafrika wohl bemerkt. Das Gewusel der Menschenmassen lässt einen durch den
Markt treiben. Doch wenn man die Sachen wegnimmt, die ein Ausländer mit seinem
„andersorientierten Magen“ nicht zu sich nehmen darf und die Sachen die man
sowieso nicht essen würde, dann bleiben einem eigentlich nur die Bilder die das
Auge empfängt (da will ich (Franzi) protestieren: auch als Ausländer kann man
hier so einiges essen ohne sich den Magen zu verderben). Naja. Und so mancher
Geruch, die die Nase reinlässt. Vielleicht übertreibe ich auch ein wenig und
man kann da mehr kaufen als der erste Augenblick einem vorspielt, aber man muss
es nicht. Es reicht vollkommen einfach nur durchzulaufen und sich das
anzusehen, wobei hier einen noch etwas anderes erfreut. Und zwar das man von
den Verkäufern behandelt wird wie jeder andere Mensch. Kein „Obruni“ und kein
„HEY!!!“. Sondern nur Verkäufer die damit beschäftigt waren ihre Preise herumzuschreien. Aber wurde man einmal direkt angesprochen,
dann nur um ein nettes Gespräch zu führen. Doch dazu später mehr ;)
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Der Zentralmarkt von Kumasi ist mit einer Größe von 14 Fußballfeldern der größte in ganz Westafrika. |
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Hier gibt es alles - wirklich alles |
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Bohnen, Erdnüsse, Reis und vieles mehr... |
Nun ein letztes Wort zu der Kultur. Und das geht annnn……..
Die Häuser.
Hast du eins gesehen, hast du alle gesehen. Nur die kleinen und großen Villen
und die Kirchen unterscheiden sich. Kleine Quadratische Häuser die ein
Wellblechdach haben (was bei Regen echt nerven kann), und dann noch immer
derselbe Anstrich. Oder keiner. Vielleicht hier und dort ein Haus das in den
Farben eines Handytarifanbieters angestrichen ist. (Jup, so machen die dort
ihre Werbung) Doch ist dies für mich ein negativer Aspekt? Nicht unbedingt.
Denn dort ist es immer warm, weswegen man keine Luxushäuser mit Wärmedämmung
und allem braucht. Der Brunnen ist in der Mitte vom Dorf und Stromanschluss hat
man oder hat man nicht. Dies zeigt einem was wirklich wichtig an einem Haus ist
und was in westlichen Manieren sich gegönnt wird. Es muss nicht immer alles
gepflastert sein, zum laufen reicht ein normaler Boden aus roter Erde. Und für
die Touristen, die mit ihrer Kamera tausend Bilder machen wollen von Sachen,
die immer wieder anders aussehen, sind diese Häuser nun mal nicht gemacht. Ein
kleines Dorf aus Lehm- und Zementhäuser. Ein Wald im Hintergrund und lauter
lachende Menschen, die auf Stühlen chillen. So hab ich Ghana im Normalfall
erlebt. Und so fand ich es schön.
Die
Menschen:
Zitat: „…und lauter lachende Menschen, die auf Stühlen
chillen“.
So hat einmal ein großartiger, begabter und gut aussehender Mann die Ghanaer
beschrieben. Das trifft auf jeden Fall zu. Doch ganz kurz, Ghanaer liegen oder
sitzen nicht nur herum. Es wurden durchaus mehrfach hart arbeitende Ghanaer
gesichtet. Ironisch geschrieben und doch entspricht es der Wahrheit. Und sowieso,
bei dem Klima hätte ich nicht mal Lust vom Bett aufzustehen, weswegen man echt
kurz mal für die Ghanaer applaudieren kann. Nein, ernsthaft. Applaudiert. Die
haben es sich verdient. „klatsch, klatsch, klatsch“
Und eine Goldmedaille für ihre gute Laune. Tanzende Ghanaer mitten auf der
Straße, freundliche Gesichter aus vollem Herzen und eine ständige Nachfrage
nach dem Befinden sieht und hört man überall. Ghanaer die mit dir ein nettes
Gespräch anfangen ist keine Seltenheit und durch ihren Humor bringt solch ein
Gespräch auch der guten Laune etwas. Ein Paradebeispiel ist wohl Joe. Joe und
sein Arbeitskollege und Kumpel Name-vergessen waren so freundlich unser Essen
zu bezahlen, weil sie mitbekommen haben, wie Franzi nachgefragt hat, wieviel
das Essen kostet, da wir etwas auf das Geld achten müssten (brauchten noch was
für die Heimfahrt). Essen, Trinken und anschließend nochmal etwas zu trinken(Alvaro
*_* ) in einem anderem Lokal. Und dann saßen wir da und redeten zwei Stunden
über dies und das. Das Land Ghana, Franzis Jahr und nette kleine Geschichten.
Joe war ein Mann, bei dem man merkte, dass er sich gerne sehr viel über etwas Gedanken macht. Er reist geschäftsbedingt durch
das Land und hat schon viel gesehen. (Er hat übrigens ein Foto von sich und
Will Smith, der zu damaliger Zeit den Film "Muhammad Ali" auf der Sklavenburg bei Cape Coast
gedreht hatte. Dort waren wir ebenfalls. Also bei der Sklavenburg, nicht bei
den Dreharbeiten, die sind schon lange vorbei.)
Dumm sind die in Ghana auf jeden Fall nicht, dass kann ich sagen. Und nett.
Nett sind sie im Überfluss. Manchmal zu nett. Es kam oft vor, dass ich in BASCO
etwas Wasser vom Brunnen holen wollte, doch meist erreichte ich den Brunnen
nicht, ohne dass man mir den Eimer abnahm und alles für mich erledigte. Es war
mir unangenehm neben einem kleinen Kind zu laufen, das sich abrackerte um 8 Kilo
zu stemmen. Aber was will man machen.
Ach, übrigens. Egal wie eisern dein Herz ist, wenn plötzlich mehrere kleine
Kinder aus einem Haus rausgerannt kommen, dich mit großen Augen anschauen und
mit einem langgezogenem „O“ Obruni rufen, dann wirst auch du dahinschmelzen.
Aber so was von. ;)
Die Fahrer:
Regelwerk:
Regel Nr. 1: Der, der mit seinem Auto am weitesten
vorne ist, hat Vorfahrt.
Regel Nr. 2: Lass dich nicht bremsen. Höchstens von Löchern in der Straßen,
doch kannst du denen ausweichen, lass
dich nicht bremsen und weich aus.
Regel Nr. 3: Schilder sind für‘n A****. Ampeln nicht. Bloß nicht!
Regel Nr. 4: Fährst du jemanden an/um,
lass dich nicht bremsen und fahr weiter. Der überlebt es schon.
Regel Nr. 5: Gurte sind für Weicheier.
Regel Nr. 6: Hab stets einen Aufkleber auf dem Auto, auf dem du deine Liebe
zu Gott/Jesus zelebrierst.
Regel Nr. 7: Hupe bei jeder noch so kleinen Gelegenheit. Und wenn es keine
Gelegenheit gibt, dann überlege dir eine!
Regel Nr. 8: Ernsthaft! Hupen ist verdammt wichtig!!
Das Essen und Trinken:
Zum Trinken kann ich nur sagen, dass man sich an das Trinken aus
Plastikbeuteln echt schnell gewöhnt. Nur haben wir einmal eine Marke erwischt,
die es scheinbar schmackhaft findet, wenn ihr Wasser nach Rauch schmeckt
*kotz*. Das hat echt wie in einer Kneipe im Raucherbereich aus dem Beutel rausgestunken.
In der Kneipe find ich das ok, aber nicht beim Wasser, das ich trinke!
Ansonsten war ich zufrieden mit dem was ich da an Wasser trank. Wenn es ging,
trank ich aber lieber Alvaro. Aber ich glaub das wisst ihr schon ;)
Beim Essen gab es stets zwei Merkmale: Scharf und ölig. Das hat mit der
Stärke variiert, weswegen es immer
wieder ein Hoffen war, das bei keinem von beiden übertrieben wird.
Da ich die ganzen Namen nicht mehr weiß und es schwer ist übers Essen zu reden,
wenn es für den anderen unbekannt ist, lass ich mal die Details. Doch auch in
Ghana gibt es beim Essen die Regel: „Geschmackssache“.
BASCO
und die Freiwilligen:
Noch ein paaaaar Worte zu BASCO und den Freiwilligen,
die dort einen echt guten Job machen. Also: Die machen einen echt guten Job
dort im Busch J
Die Kinder von BASCO sind nette kleine Dinger, manchmal etwas theatralisch,
aber das sind halt eben noch kleine Dinger. Bei der Schule selbst sieht man wie
sie sich immer mehr erweitert und ausgebaut wird. Man spürt bei den Menschen
dort die Freude auf etwas Neues und hört immer wieder in ihren Gebeten, wie
sie Gott dafür danken, was andere Menschen für sie getan haben. Sie sind
dankbar für das was sie besitzen und leben auch gut mit dem was sie besitzen.
Und die Freiwilligen, Andy, Janin und vor allem die hammermäßige Franzi (zur
Erinnerung, hier schreibt Martin) machen dort ihre Arbeit wie man es machen
sollte. Ihr Haus steht immer für die Kinder offen (außer wenn es Essen gibt,
was nachvollziehbar ist. Beim Aufnehmen und Ausscheiden von Nahrung sollte Ruhe
herrschen. ^^ ) Sie reden mit den Kindern, geben ihnen Abwechslung und helfen
ihnen wenn es in ihrer Macht steht. Hier wird gern mal ein Fahrrad ausgeliehen,
dort die Kamera in die Hand gedrückt und auch gerne mal der Kram der Kinder bei
sich aufbewahrt, der jederzeit abgeholt werden kann. Auch wird immer wieder
gegrübelt was man für Projekte machen könnte oder wie es mit den Projekten
weitergehen kann. Und glauben Sie mir, als die Spenden ankamen, hat man sich
gefreut und da glänzten die Augen auf. Das war Tatendrang ;)
Oder die Tatsache, dass das Licht in diesem Moment für zwei Stunden angeht.
Zwei Stunden am Tag Strom. Und das nicht mal jeden Tag! Und soll ich noch was
sagen. So schlimm ist das gar nicht.
Man kann das echt locker aushalten. Und dort wird es ausgehalten. Wenn das
Licht nicht angeht, hat man ja noch Taschenlampen oder der wundervolle
Sternenhimmel wird angeschaut.
Die drei leben inzwischen dort ganz entspannt unter den Ghanaer und haben sich
integriert. (Soll aber nicht heißen, dass man sich dort nicht über die
Süßigkeiten und das Nutella gefreut hat).
Ich für meinen Teil wünsche den dreien noch sieben Monate voller Erfahrung,
Freude und Alvaro.
Mögen sie gesund nach Deutschland zurückkehren und den ganzen Luxus, der
Deutschland zu bieten hat, mit voller Begeisterung zu schätzen wissen.
Ich für meinen Teil tue dies. Die letzten Tage
in Deutschland waren voller kurzer Momente, wo ich stehen blieb und zu mir
sagte: „Ja. Du kannst dich glücklich schätzen so etwas zu haben.“
Wasser aus dem Wasserhahn trinken, Licht/Strom im ganzen Haus, Medizin im
Überfluss, Nutella, guten Kaffee auf Knopfdruck, Auto… und und und und und und
und.
Man kann auch mit wenigem glücklich sein oder man kann wertschätzen was man
hat.
Meine Reise nach Ghana in einem Satz?
Geht nicht, nicht einmal mit einem Bericht. Denn es geht über das Erzählen
hinaus. Auch das Öffnen eines vollen Kühlschrankes gehört inzwischen zu meiner Reise
und dem was ich erlebt habe.
So schließe ich meinem Bericht ab mit einer
Übersetzung eines Gespräches, welches man alle fünf Meter in einem Ghanaischen
Dorf (hauptsächlich mit Kindern) führt. Der Ghanaer fängt an:
„Obruni, Obruni!!!“ „Weißer, Weißer!!!“
„Hi“ „Hi“
„Obruni, Obruni!!“ „Weißer, Weißer!!“
„Obibini.“ „Schwarzer.“
*freudiges Lachen* *freudiges
Lachen*
„How are you?“ „Wie
geht es dir?“
„Fine.“ „Gut.“
„That’s great!“ „Das
ist großartig!“
„And you?“ „Und
dir?“
„Obruni, Obruni!“ „Weißer, Weißer!“
Hier noch ein paar Fotos von Orten oder Dingen, die wir bereist bzw. erlebt haben:
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Eine Bootstour bei der Voltamündung |
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Die Trostation in Koforidua |
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Cape Coast Castle: Eine wunderschöne Sklavenburg mit dunklem Hintergrund: 1000 Sklaven wurden hier auf engstem Raum zusammengepfercht um dann - wenn sie das überlebt hatten - nach Amerika verschifft zu werden.
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So sieht es heute hinter der "Door of no return" aus |
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Ein Besuch bei der Glasperlenfabrik bei Krobo Odumase |
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Schritt für Schritt wurde uns erklärt wie man von Hand wunderschöne Glasperlen aus alten Flaschen herstellt. |
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5 Schafe im Kofferraum |
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Hühner unterm Sitz |
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Weihachten in Basco |
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Quatsch mit den Kindern |
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Und zum Schluss: liebe Grüße nochmal aus dem Tro in Ghana! |