Mittwoch, 11. Dezember 2013

Aktuelles aus Basco

Mit diesem Post möchte ich euch einen kleinen Zwischenstand geben, wie es gerade in Basco aussieht.
Momentan werden hier die
“End of First Term Examinations” geschrieben. Das Schuljahr ist hier nämlich in drei Terms aufgeteilt. Am Ende gibt es immer Endprüfungen. Und das von allen Fächern innerhalb von zwei Wochen. Zudem soll es auch noch “Mid Term Exams” geben und drei Tests, was aber nicht immer eingehalten wird.
Deshalb spiele ich zur Zeit die Aufsicht und darf das Ganze mal aus anderen Augen betrachten. ;-)

Mit meiner Bibliothek geht es gut voran. Ich bin gerade fleißig dabei, alle Bücher zu sortieren. Eine Ordnung gab es anfangs nämlich überhaupt nicht. Deshalb kostete es mich sehr viel Überwindung damit anzufangen. Neben der täglichen Unordnung nehme ich mir Fach für Fach vor, um Kinderbücher von Naturwissenschafts- und Schulbüchern zu trennen. Nach etwa zwei Monaten Arbeit habe ich jetzt ungefähr ein Viertel geschafft.
Aber wie Kinder halt so sind, werden die Bücher über den ganzen Raum verteilt, damit auch ja die maximale Unordnung entsteht. Zurück ins Regal kommen sie nur wie es einem gerade lieb ist, weshalb es teils noch echt schlimm aussieht.

Hier die Regalwand, zu der ich noch nicht gekommen bin.
Hier wurden die Bücher nur auf den Boden gestapelt.
Ich habe mir als Ziel gesetzt, mich um ein Regal für diese Lücke zu kümmern, da ich es sehr schade finde, dass nur Gott weiß, welche Schätze dort verborgen sind.

Auch wollte ich euch mal im Folgenden erzählen, was Andy und Janin eigentlich für Aufgaben in Basco haben und wie sie zurechtkommen.
Andy ist hier der ICT-Lehrer. Die Abkürzung steht für Information, Communication and Technology. Anfangs gab es noch eine Lehrerin, aber sie kam leider nicht mit den Kakaofliegen klar und verschwand eines Tages spurlos. So etwas kommt hier in Basco leider sehr häufig vor. Man könne froh sein, wenn ein Lehrer ein ganzes Schuljahr bleibt. Das liegt aber glaube ich auch daran, dass Basco so abgelegen ist. Hier ist einfach nicht viel los. Aber der Hauptgrund ist wahrscheinlich, dass Basco einfach kein Geld hat. Der Referent erzählte uns letztens, dass das meiste Geld für das Essen der Kinder draufgeht und er oft nicht weiß, wie er die Lehrer bezahlen soll. Und die bekommen gerade einmal 50 Cedi (17 €) im Monat.
Auf jeden Fall unterrichtet Andy die ganze Schule. Basic School mit 6 Klassen und Junior High School mit 3 Klassen. Weil das für eine Person eine ganze Menge ist, musste er deshalb einige Stunden streichen. Dazu kommt, dass wir zwar Computer haben, aber ja eben nur abends 2 Stunden Strom. Wir haben eine Batterie, die jedes Mal aufgeladen wird, aber die auch ziemlich schnell wieder leer geht, wenn man sie benutzt. Keine gute Grundlage, ICT zu unterrichten. Den meisten Schulen in Ghana geht das so. Entweder keine Computer, kein Strom oder keine geeigneten Lehrer. Oft wird deshalb nur Theorie unterrichtet, was leider nicht sehr viel Sinn macht. Es ist schwer, das Fach wirklich zu verstehen, wenn man nur stur Sätze über das Abspeichern von Dokumenten und das Kopieren von Texten mit dem rechten Mausklick auswendig lernt.
Zum Glück aber steht Andy ein Beamer zur Verfügung, mit dem er gelegentlich etwas zeigen kann.
Hier könnt ihr übrigens mal auf seinem Blog vorbeischauen. Er hat zwar nicht so viele Fotos, aber es lohnt sich. Er schreibt sehr amüsant xD
http://andyaufachse.wordpress.com/

Zu Janin: Während sie mir ab und zu beim Creative Arts unterrichten hilft, kümmert sie sich hauptsächlich um die Gesundheit der Kinder. Immer wenn die Kinder sich verletzt haben können sie mit ihren Wehwehchen zu ihr kommen. Von den letzten Freiwilligen haben wir hier noch ein paar Boxen mit einigen Medikamenten. Leider schwinden die Pflaster jedes mal so schnell, dass man sie kaum gesehen hat. Nachkaufen kann man die in Ghana komischerweise nicht, weshalb wir sie uns schicken lassen müssen.
Hat ein Kind schlimmeres, beispielsweise Malaria, geht’s ins Krankenhaus. Anders wie in Deutschland muss man sich das hier aber zweimal überlegen. Am Wochenende sieht's mit bestimmten Ärzten in Koforidua schlecht aus. Außerdem macht es nur Sinn morgens loszugehen, erstens weil es ein weiter Weg ist und zweitens weil nachmittags das Labor geschlossen ist und viele Ärzte schon wieder weg sind.
Erst kürzlich musste Janin mit einem kleinen Jungen, der eine entzündete Wunde an der Fußsohle hatte, ins Krankenhaus. Tagelang wurde er nicht behandelt, weil keine Zeit für ihn gefunden wurde. Aus welchem Grund auch immer. Laut Janin würden die Ärzte sich viel zu viel Zeit lassen. Während vor der Tür die Patienten reihenweise warten, quatschen sie seelenruhig über Privatangelegenheiten.
So durfte der Kleine von Montag bis Freitag warten, bis man ihn endlich operiert hatte.
Leider zahlt Janin nicht nur die Fahrt zum Krankenhaus. Viele Kinder in Basco haben keine Krankenversicherung. Diese ist aber überhaupt nicht teuer: für 10 Cedi (etwa 4 €) ist man für ein Jahr versichert. Eine Verlängerung kostet 4 Cedi (1-2 €).
Geht man mit einem nicht versicherten Kind ins Krankenhaus muss man dafür jedes Mal 10 Cedi bezahlen, um den sogenannten Folder zu bekommen. Das ist praktisch die Krankenakte, die man dem Arzt vorzeigen muss, um behandelt zu werden. Hinzu kommen die ganzen Medikamente. Die kosten hier zwar echt nicht viel, aber wenn man alles zusammenrechnet, summiert das sich ziemlich. Und Janin muss oft ins Krankenhaus. Einmal war sie jeden Tag in der Woche.

Da ich das langsam nicht mehr mitansehen kann, will ich hiermit für Spenden aufrufen. Wie gesagt: mit ein paar Euro kommt man hier schon sehr weit – kann sogar eine Krankenversicherung abschließen.
Wir haben hier ungefähr 170 Schüler. 60 davon sind Waisen, etwa 50 Kinder sind sogenannte Daystudents, kommen also von der Umgebung und laufen jedes mal nach der Schule wieder nach Hause. Der Rest geht nur in den Ferien nach Hause, weil dieses einige Kilometer entfernt ist, oder hat Eltern, die sich leider nicht um sie kümmern (können). Von rund 60 Kindern wissen wir, dass sie versichert sind. Über die Hälfte der Versicherungen müssen aktualisiert werden.Da die Daystudents theoretisch Eltern haben, die mit den Kindern ins Krankenhaus gehen können, haben wir uns zum Ziel gesetzt, uns erst einmal um die Kinder zu kümmern, bei denen das nicht der Fall ist. Da das noch eine ganze Menge ist würden wir uns sehr freuen, Unterstützung aus Deutschland zu bekommen!

Liebe Freunde, Verwandte und heimliche Leser!
Ich weiß, dass für die meisten ein paar Euro nicht viel Geld ist. Hier dagegen sind sie eine große Hilfe. Es wäre schön, wenn wir gemeinsam etwas Geld sammeln und einigen Kindern zu Weihnachten quasi eine Krankenversicherung schenken könnten.
Ich würde auch gerne Geld für das Regal in der Bibliothek sammeln, halte dieses Projekt aber für nicht so wichtig und will es deshalb hinten anstellen.

Da es wohl Leute gibt, die kein Vertrauen in das DRK haben und glauben, dass das Geld, das auf das Spendenkonto überwiesen wird, nicht bei mir ankommt, gebe ich hiermit sogar meine eigenen Kontodaten an:

Franziska Kern
Deutsche Kreditbank
BLZ: 120 300 00
Kontonr: 103 070 0908
IBAN: DE96 1203 0000 1030 709 08
BIC: BYLADEM 1001

Wir freuen uns über jede Spende und garantieren, dass sie zu 100 % für Projekte in Basco verwendet werden! Ich werde regelmäßig darüber berichten, was wir mithilfe eurer Hilfe auf die Beine gestellt haben.
Wer für etwas bestimmtes spenden möchte, soll das bitte im Verwendungszweck angeben.

Bitte unterstützt uns! Ich wünsche euch eine schöne Adventszeit und frohe Weihnachten!

Eure Franzi

Achja, und auch hier noch den Link von Janins Blog: 
http://janin-in-ghana.blogspot.de/

Beerdigung

Am Tag vor unserer Ankunft in den Gastfamilien/Unterkünften starb die Großmutter des Gastvaters der drei Freiwilligen in Nankese. Jetzt, über 2 Monate später, fand die Beerdigung am 30. November statt. Etwas spät könnte man meinen. Dass man den Leichnam so lange aufbewahrt ist aber in Ghana nichts seltenes, vor allem wenn es sich um die Chief-Frau Obaapanin Adwoa Oduraa, die mit 91 Jahren starb, handelt.
Die im Vergleich etwas wohlhabendere Familie hat keine Kosten und Mühen gescheut: 22 000 Cedi (etwa 7000 €) sollen die Vorbereitungen und das Fest, das über drei Tage ging, gekostet haben. Beerdigungen sind in Ghana grundsätzlich eine große Sache. Die Erwartungen sind groß. Es geht dabei auch sehr darum, das gute Image zu bewahren.
Das Haus der Familie wurde neu gestrichen, eine extra Küche gebaut, der Hof asphaltiert, Gefriertruhen gekauft und ausgeliehen und im Wohnzimmer Platz für Matratzen gemacht, da viele Gäste von weit her kommen.
Schon Wochen vorher wurde das Fest mit Plakaten angekündigt. Eingeladen war jeder.
Wir drei hatten vor, am Samstag hinzugehen und ließen uns dafür von der Gastschwester der FW extra Oberteile schneidern: An diesem Tag träg man rot und schwarz. (Am Sonntag, an dem noch ein großer Gottesdienst stattfand, weiß und rot.)
Was genau am Freitag auf dem Programm stand, weiß ich nicht, aber Jan, Béla und Lennart erzählten uns, einige Autos seien mit der Leiche und viel Musik durch die „Stadt“ gezogen.

Da man uns sagte, wir sollten möglichst früh da sein, liefen wir mit unserem Frühstück in der Hand im Morgengrauen los nach Nankese. Dort angekommen merkten wir schnell, dass wir uns mehr Zeit lassen hätten können.
Nachdem wir die königlich geschmückte Großmutter im Chief-Haus bewundert hatten – was wir auch noch später machen hätten können  passierte lange nichts und wir saßen stundenlang einfach nur in unseren Stühlen (mitten am Ort an der Straße – die eigentliche Zeremonie fand nicht beim Familienhaus statt). 


Das ist George, mein Mentor, mit seinem Sohn. Er gehört auch zur Familie der Verstorbenen und ist praktisch der Gastbruder der drei Freiwilligen in Nankese.
Da ich mich aber schon auf lange Wartezeiten eingestellt hatte machte mir das nicht viel aus. Stattdessen kaufte ich mir zum Trost ein Brot mit Erdnussbutter (oh das hatte ich noch gar nicht erwähnt: die Erdnussbutter hier ist ENDGEIL! 100 % Erdnuss. Mein „Nutella-Ersatz“). Dieses konnte ich aber noch nicht verzehren, da uns gesagt wurde, dass wir zum Haus kommen könnten um etwas zu essen.
Danach zogen wir los zur Kirche. Wir waren etwas spät dran und hatten daher nur noch Platz in der ersten Reihe. Sechs Riesen-Obrunis (die Jungs sind alle knapp 2 Meter groß und Janin und ich sind für Mädels auch nicht gerade klein) mit alle demselben roten Aufzug in der ersten Reihe. Wir trauten uns kaum während dem Gottesdienst aufzustehen. Schauten wir nach hinten konnten wir alle überblicken. Diese Obibinis waren alle durchschnittlich einen Kopf kleiner als ich – was denke ich auch daran lag, dass das Durchschnittsalter relativ hoch lag.
Das muss richtig komisch ausgesehen haben :D Habe mich aber nicht getraut ein Foto davon zu machen.
Was es sonst noch zu sagen gibt: Der Pfarrer war mir teils etwas zu temperamentvoll – vor allem wenn er ständig das gleiche gepredigt hat
: “Accept Christ as your Lord and saviour.”


Wie in Deutschland wird in Ghana in der Kirche für Spenden aufgerufen. Allerdings anders: „Wer spendet 20 Cedi?“ „10 Cedi!“ Bis ganz runter. Es hat mich an eine Versteigerung erinnert.
In diesem Gottesdienst gabs dann auch noch ne Runde in der irgendwie jeder nach der Reihe aufgestanden ist. Am Schluss auch die erste Reihe.

Nach der Kirche folgten wir den Autos Richtung Friedhof, der etwas außerhalb vom Dorf liegt. Unter einer recht kurzen Zeremonie wurde der Sarg in die Grube gehoben.
Einige Frauen weinten. Das muss man sich aber ganz anders vorstellen wie in Deutschland. Ich möchte behaupten, dass wenn man Trauernde in Deutschland in der Öffentlichkeit sieht, verhalten sich die meisten zurückhaltend und ruhig. Manche versuchen die „Schwäche“, dass sie weinen, auch zu verstecken.
Ganz anders habe ich es an diesem Tag erlebt. Es ist ähnlich wie beim Beten. Die Frauen warfen die Hände in die Luft und machten ihren Gefühlen nicht nur durch Tränen Luft, sondern auch durch Worte: Sie riefen und schrien – wahrscheinlich zu Gott. Es hörte sich verzweifelt und verärgert an.
Ich bin sicher – wenn man nicht wüsste, dass man sich hier in einer komplett anderen Kultur befindet – viele würden solche Leute als verrückt erklären. Aber hier ist das einfach normal.

Auf den Sarg sitzen ist hier kein Problem ;-)

Zurück beim Haus gab's für jeden etwas zu essen und zu trinken. Wir redeten noch viel und schauten den Trommeltänzern zu.

Jan nahm die Aufforderung mitzutanzen an :-)
Ich mit dem noch jüngeren Sohn von George.
Am Schluss legten wir Freiwilligen noch etwas Geld zusammen um es der Familie zu spenden. :)
Und da es auch schon wieder dunkel wurde ließen wir den Rest alleine weiterfeiern. Ab gings zurück in den Busch.