Freitag, 6. Juni 2014

Basco News

Was gibt es Neues aus Basco?
Als erstes will ich von den Krankenversicherungen berichten. Die sind ja schon seit einer ganzen Weile in Prozess. Als wir sie beantragt haben, bekamen wir für jedes Kind einen vorläufigen Zettel, den man im Krankenhaus vorzeigen muss. Die galten bis Ende Mai. Jetzt sind wir am Dienstag in die Stadt gegangen um die Karten zu bekommen. Leider haben die aber ihr System verändert. Neuerdings müssen die Karten biometrisch sein, weshalb sie das Drucken der Karten eingestellt haben. Deshalb müssen wir mit den Kids am Samstag nach Suhum fahren, um Fingerabdrücke und so weiter zu machen. Das sind jetzt erstmal 14 Schüler.

Zudem gibt es Neues aus der Bibliothek. Mein Regal ist seit etwa einem Monat fertig geworden und hat sich schön in den Raum integriert.
Zudem habe ich mir überlegt, von den Spendengeldern ein Sofa für die Bibliothek zu kaufen, weil die Stühle, die dorthin gehören immer wieder für Veranstaltungen wie Kirche rausgetragen werden und somit schlichtweg die Sitzplätze zum Lesen fehlen. Ich halte das für nicht besonders motivierend und weil dieses Sofa, das ich in Auftrag gegeben habe sogar nur 450 GHS (umgerechnet etwa 120 €) kostet, denke ich, dass das eine eine gute Investition ist. Ich habe vor, dieses Sofa heute Abend abzuholen.
Zudem habe ich vor, demnächst einen Lesewettbewerb zu starten. :-) Davon dann aber ein ander Mal mehr, wenn es wirklich geklappt hat.



Wir haben uns auch entschieden, etwas Spendengelder für Schulbücher auszugeben. Daran mangelt's hier nämlich sehr. Wir haben also erstmal für die Klassen 3 bis JHS 3 (entspricht Klasse 9) jeweils 14 ICT-Bücher besorgt, was im Durchschnitt etwa zwei Dritteln der Schüleranzahl entspricht. Das hat umgerechnet etwa 240 € gekostet.

Seit wenigen Wochen hat nun der dritte und letzte Term angefangen. Und in zwei Wochen sind die Schüler aus Form 3 der JHS sogar schon fertig und werden Basco verlassen.
Leider fehlen aber immer noch ein Twi-Lehrer und ein Klassenlehrer für die Form 1. Der Lehrermangel ist hier in Basco leider ein großes Problem, weil das Gehalt mit 50 GHS im Monat sehr niedrig ist. Deshalb verpflichten sich viele ehemaligen Bascowaisen nach der SHS (Senior High School) umsonst für ein zwei Jahre zu unterrichten. Das machen die auch deshalb weil der Referent ihnen so weit er konnte während der SHS schulgeldmäßig unterstützt hat. Meines Wissens nach werden wir deshalb demnächst noch etwas mehr Hilfe bekommen.

Für alle, die es noch nicht wissen: Bald geht es für mich auch schon wieder nach Hause: in der Nacht vom 3. bis 4. August fliege ich zurück.
Ich bleibe also gespannt, was mir der Alltag hier in meinen letzten zwei Monaten noch bringt, freue mich aber auch schon sehr wieder auf zuhause.
Bis dahin: Stellt nichts an und bleibt gesund ;-)

Nordenreise

28. April bis 03. Mai
Eine weite Reise stand Janin und mir bevor. Gestartet haben wir mit der Fähre, die von Akosombo nach Yeji fährt. Jeden Montag gegen 17 Uhr tritt sie die 30 Stunden lange Reise mit 4 oder 5 Zwischenstopps an, um Güter wie Yam in die Mitte Ghanas zu transportieren. Nein, es ist also keine Personenfähre. Aber da wir uns damit eine stundenlange Fahrt im holprigen Tro ersparen konnten, kauften wir uns Matten und quartierten uns neben 10 anderen Obrunis auf dem Deck ein. Es war auf jeden Fall die Erfahrung wert, im Freien über dem dröhnenden Motor einzuschlafen, einfach während der Fahrt sich entspannen zu können und beobachten zu können wie die Landschaft immer flacher wurde.

Unser Schlafplatz
Zwischenstopp
Unsere Fähre
Da wir auf der Reise ziemlich viel neues gesehen haben, will ich aber eigentlich gar nicht mit Reiseeinzelheiten aufhalten, sondern lieber eine Zusammenfassung geben.
Allgemeines über den Norden: die Landschaft ist flacher, man sieht kaum Palmen mehr, die Sicht ist weit, es ist trockener (wobei wir in der Regenzeit da waren und das somit leider (?) nicht so gesehen haben), man sieht überall Motor- und Fahrräder, in den Tros wird viel mehr gequetscht - statt wie normal drei sitzen dort vier bis fünf in einer Reihe, man sieht in den kleineren Städten mehr Lehmhäuser, die Sprache ist ganz anders, die Leute rufen uns Weiße nicht so oft, was wir sehr genossen haben; das Wort Obruni (oder ähnliches in deren Sprache) hört man kaum mehr – selbst von den Kindern kommt nur „Hello! How are you?“, es gibt mehr Muslime – also auch Moscheen, und man sieht viel mehr Kühe und Esel herumlaufen (und zwar frei).


Ich will behaupten, dass es ich hier im Norden mehr Frauen auf Motorrädern gesehen habe als in Deutschland. Könnte aber auch am Helm liegen, wegen dem man das normalerweise nicht erkennt ;-)


Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass Kühe eigentlich richtig schön sein können wenn man sie nicht zu sehr mästet.
Solche Architektur sieht man hauptsächlich nur in den Dörfern des Nordens.
Wir haben die Städte Tamale, Bolgatanga, Paga, Wa, Weichau und Techiman gesehen.
Was gibt es zu den Städten speziell zu sagen? Eigentlich nicht besonders viel – wir haben dort geschlafen, lecker gegessen, in Kulturzentren Souvenirs gekauft, viele nette Bekanntschaften gemacht – aber hauptsächlich dienten sie als Ausgangspunkte für weitere Ausflüge:
In Paga schauten wir zu, wie ein Krokodil mit nem Huhn gefüttert wurde, nachdem wir es betatschen durften.
Gegenüber gab es einen netten Mann, der uns sein kleines Museum gezeigt hat und uns Fahrräder geliehen hat. Er bietet sogar Touren nach Burkina Faso an (Paga liegt direkt an der Grenze), welche wir aber nicht gemacht haben.

Dieses Huhn diente als Lockmittel für die Krokodile und wurde dann auch verfüttert.
Hart und glitschig :D
Das wir nicht die Füße oder den Kopf anfassen durften hat er erst gesagt, nachdem ich gefragt hab ^^




Der Mann, der die Fahrräder verleiht hat uns während unserem Museumsrundgang so schnell eingekleidet, dass wir kaum nein sagen konnten :D Da wurden die Fotos schon gemacht.
Mit dem Fahrrad sind wir dann 20 min nach Nania gefahren, um dort den Piworo-Sklavenmarkt zu besichtigen. Der Händler selbst kam aus Afrika, hat aber mehr über sich nicht preisgegeben.
Die Menschen wurden während der Kolonialzeit dort wie Vieh hingebracht, an Bäume gekettet, tagelang gehalten, verkauft und weiter in die Sklavenburgen an der Küste transportiert, von wo sie zum Beispiel nach Amerika verschifft wurden. Wir sahen die Essensplätze, den Versammlungsort, den Friedhof (mit Massengräbern hauptsächlich), den Platz, an dem sie tanzen und Musik machen durften und die Orte, an denen sie bestraft wurden.

Wenn man heute diesen eigentlich so schönen Ort sieht, kann man sich kaum vorstellen, wie dort damals die Menschen behandelt wurden.
Diese Löcher machten sich die Sklaven selbst um daraus in Gruppen zu essen.
Aussichtsplatz für die Wächter
Auf diesem Stein mussten Sklaven, die aus der Reihe tanzten, teils so lange ausharren bis sie starben.

Zurück beim Fahrradhändler teilten wir uns dort mit ihm Fried Yam (vergleichbar mit Pommes – aber trotzdem ganz anders) mit Erdnusssauce und Pepper. Danach gab er uns sogar noch Mango und Bananen.

Auch den Mole-Nationalpark besuchten wir. Von unserer Unterkunft direkt im Park starteten wir früh morgens eine zweistündige Safari in den Park. Wir sahen verschiedene Arten von Antilopen, Affen, Vögel, Wildschweine und Elefanten. Letztere rannten aber leider gerade ins Wasser, als wir ankamen – sodass wir sie in ihrer vollen Größe leider nicht bestaunen konnten.



Ein Sheanussbaum
Ihre Naturhautfarbe ist schwarz, die oft erst im Wasser sichtbar wird.
Elefantenfußspuren
wunderschöne Vegetation
Fußspuren von Hyänen
Termitenhügel sieht man hier überall in Ghana. Dafür ist dieser sogar recht klein.


Mole von oben
Wir haben in einem Dorm geschlafen, den wir mit zwei Belgierinnen und zwei Kanadierinnen geteilt haben. Da wir komischerweise keinen Schlüssel dafür bekommen haben und bekannt war, dass die Affen gerne in die Räume kommen um nach Essen zu suchen haben wir unsere Mangos schon mal vorsichtshalber raus gelegt. Innerhalb kürzester Zeit wurden die auch entdeckt. Sie hatten keine Scheu als wir näherkamen um Fotos zu machen.




Mit den zwei Mädels aus Kanada (wie wir Freiwillige - für ein halbes Jahr) führten wir unsere Reise fort. Da passierte uns schon die erste Panne mit dem Jeep, der uns ins nächste Dorf bringen sollte. Insgesamt sollten wir auf der restlichen Reise noch 3 weitere Radpannen erleben, wobei meist dann auch das Rad gewechselt werden musste.
Unser nächster Stopp war Wa, von wo wir am nächsten Tag nach Weichau fuhren. Dort machten wir eine kleine Stadttour:

Die älteste Moschee des Dorfes. Wie alt hab ich leider wieder vergessen, aber es waren sicher eingige hundert Jahre her, dass sie erbaut wurde.

Daneben die Moschee, mit der die alte jetzt ersetzt wird.

Erdnuss knackende Frauen.
Mit dieser Maschine werden für gewöhnlich Mais, Hirse oder Erdnüsse gemahlen.

Ein See gleich neben der Stadt. Er wird gut geschützt.


Die von mir verehrte Erdnussbutter: 100% Erdnuss und vielleicht ein bisschen Wasser
Die Tüte in der Hand der Frau wurde ein Geschenk an uns.

Richtig geiler starker grüner Tee, der hier im Norden oft getrunken wird.

Und natürlich die Kids ;-)

Danach ließen uns weiter zum Hippo Sanctuary transportieren.
Das Dorf dort ist so abgelegen und so nah an der Grenze zu Burkina Faso, dass man absolut kein Netz hat. Aber wir waren da ja nicht wegen dem Netz sondern wegen den Hippos. Dafür wollten wir die Baumplattformen beziehen, die direkt beim Fluss, dem Black Volta, stehen und bei denen man unter freiem Himmel mit Moskitonetz schläft. Allerdings wussten wir nicht, dass diese noch ein halbstündiger Fußmarsch entfernt waren.
Daher mussten wir uns mit der Lodge zufriedengeben.
Wir machten eine schöne Kanufahrt, wobei wir die Hippos beobachten konnten. Laut den Führern hatten wir Glück. Normalerweise sieht man während der Regenzeit nur die Köpfe aus dem Wasser schauen.


Auf dem Weg zum Fluss, dem Black Volta

Das da drüben ist schon Burkina Faso.

Das war das spannendste Foto, das ich aus meiner Entfernung hinbekommen habe.



Nachdem wir unsanschließend mit der bereitgestellten „Küche“ etwas gekocht haben, ließen wir uns einen Schlafplatz auf dem Dach der ehemaligen Lodge herrichten.
Es war einfach total geil nur unter einem Moskitonetz einzuschlafen und die Sterne zu beobachten.
Mitten in der Nacht wurde ich von einem kühlen Wind aufgeweckt. Ich habe mich voll gefreut, aber innerhalb von 5 Minuten entwickelte sich dieser Wind in einen Sturm. Wir mussten dann leider alles schnell zusammenpacken und in die Räume ziehen. Es war aber trotzdem eine wirklich tolle Erfahrung und muss in Deutschland nachgeholt werden. Aber mit einem ghanaischen Mückennetz, das rechteckig ist und nicht so bescheuert zeltmäßig ^^. Das werd ich mir deshalb noch besorgen ;-)

Auch die Rückfahrt nach Weichau mit diesem Gefährt wurde dann irgendwie ein kleines Abenteuer ;-)

Nach einer 5 stündigen Fahrt am nächsten Tag kamen wir in Techiman an, was schon wieder fast im Süden liegt. Von dort aus starteten wir einen kleinen Ausflug nach Tanoboase. Dort ist der Heilige Hain, der erste Siedlingspunkt der Akan (eine der gößten ghanaischen Völkergruppen). Die Felsen konnten gut zur Verteidigung des Königs genutzt werden. Der Ort hat immer noch hohe spirituelle Bedeutung und wird jährlich während eines Festivals zum Leben erweckt.

Für mich ist es kaum vorstellbar, dass diese Felslandschaft einmal eine Wohnstätte war.
Aber gut, ist auch schon einige hundert Jahre her ;-)



Wir hatten mal wieder eine richtig schöne Aussicht.
 
Nach diesem Tag machten wir nur noch Zwischenhalt in Kumasi, wo wir uns mit Stoffen eindeckten und besuchten einen ehemaligen Schüler sowie einen ehemaligen Lehrer.
Danach gings wieder „straight“ zurück in den Busch. ;-)
Puh, jetzt wurde dieser Post doch noch länger als ich eigentlich wollte :D