28.
April bis 03. Mai
Eine
weite Reise stand Janin und mir bevor. Gestartet haben wir mit der
Fähre, die von Akosombo nach Yeji fährt. Jeden Montag gegen 17 Uhr
tritt sie die 30 Stunden lange Reise mit 4 oder 5 Zwischenstopps an,
um Güter wie Yam in die Mitte Ghanas zu transportieren. Nein, es ist
also keine Personenfähre. Aber da wir uns damit eine stundenlange
Fahrt im holprigen Tro ersparen konnten, kauften wir uns Matten und
quartierten uns neben 10 anderen Obrunis auf dem Deck ein. Es war auf jeden Fall die Erfahrung wert, im Freien über dem dröhnenden Motor
einzuschlafen, einfach während der Fahrt sich entspannen zu können
und beobachten zu können wie die Landschaft immer
flacher wurde.
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Unser Schlafplatz |
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Zwischenstopp |
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Unsere Fähre |
Da wir
auf der Reise ziemlich viel neues gesehen haben, will ich aber
eigentlich gar nicht mit Reiseeinzelheiten aufhalten, sondern lieber
eine Zusammenfassung geben.
Allgemeines
über den Norden: die Landschaft ist flacher, man sieht kaum Palmen
mehr, die Sicht ist weit, es ist trockener (wobei wir in der
Regenzeit da waren und das somit leider (?) nicht so gesehen haben),
man sieht überall Motor- und Fahrräder, in den Tros wird viel mehr
gequetscht - statt wie normal drei sitzen dort vier bis fünf in
einer Reihe, man sieht in den kleineren Städten mehr Lehmhäuser,
die Sprache ist ganz anders, die Leute rufen uns Weiße nicht so oft,
was wir sehr genossen haben; das Wort Obruni (oder ähnliches in
deren Sprache) hört man kaum mehr – selbst von den Kindern kommt
nur „Hello! How are you?“, es gibt mehr Muslime – also auch
Moscheen, und man sieht viel mehr Kühe und Esel herumlaufen (und
zwar frei).
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Ich will behaupten, dass es ich hier im Norden mehr Frauen auf Motorrädern gesehen habe als in Deutschland. Könnte aber auch am Helm liegen, wegen dem man das normalerweise nicht erkennt ;-) |
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Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass Kühe eigentlich richtig schön sein können wenn man sie nicht zu sehr mästet. |
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Solche Architektur sieht man hauptsächlich nur in den Dörfern des Nordens. |
Wir
haben die Städte Tamale, Bolgatanga, Paga, Wa, Weichau und Techiman
gesehen.
Was gibt es zu den Städten speziell zu sagen? Eigentlich
nicht besonders viel – wir haben dort geschlafen, lecker gegessen,
in Kulturzentren Souvenirs gekauft, viele nette Bekanntschaften
gemacht – aber hauptsächlich dienten sie als Ausgangspunkte für
weitere Ausflüge:
In Paga
schauten wir zu, wie ein Krokodil mit nem Huhn gefüttert wurde,
nachdem wir es betatschen durften.
Gegenüber
gab es einen netten Mann, der uns sein kleines Museum gezeigt hat und
uns Fahrräder geliehen hat. Er bietet sogar Touren nach Burkina Faso
an (Paga liegt direkt an der Grenze), welche wir aber nicht gemacht
haben.
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Dieses Huhn diente als Lockmittel für die Krokodile und wurde dann auch verfüttert. |
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Hart und glitschig :D
Das wir nicht die Füße oder den Kopf anfassen durften hat er erst gesagt, nachdem ich gefragt hab ^^ |
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Der Mann, der die Fahrräder verleiht hat uns während unserem Museumsrundgang so schnell eingekleidet, dass wir kaum nein sagen konnten :D Da wurden die Fotos schon gemacht. |
Mit
dem Fahrrad sind wir dann 20 min nach Nania gefahren, um dort
den Piworo-Sklavenmarkt zu besichtigen. Der Händler selbst kam aus
Afrika, hat aber mehr über sich nicht preisgegeben.
Die Menschen
wurden während der Kolonialzeit dort wie Vieh hingebracht, an Bäume
gekettet, tagelang gehalten, verkauft und weiter in die Sklavenburgen
an der Küste transportiert, von wo sie zum Beispiel nach Amerika
verschifft wurden. Wir sahen die Essensplätze, den Versammlungsort,
den Friedhof (mit Massengräbern hauptsächlich), den Platz, an dem
sie tanzen und Musik machen durften und die Orte, an denen sie
bestraft wurden.
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Wenn man
heute diesen eigentlich so schönen Ort sieht, kann man sich kaum
vorstellen, wie dort damals die Menschen behandelt wurden. |
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Diese Löcher machten sich die Sklaven selbst um daraus in Gruppen zu essen. |
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Aussichtsplatz für die Wächter |
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Auf diesem Stein mussten Sklaven, die aus der Reihe tanzten, teils so lange ausharren bis sie starben. |
Zurück
beim Fahrradhändler teilten wir uns dort mit ihm Fried Yam
(vergleichbar mit Pommes – aber trotzdem ganz anders) mit
Erdnusssauce und Pepper. Danach gab er uns sogar noch Mango und
Bananen.
Auch den
Mole-Nationalpark besuchten wir. Von unserer Unterkunft direkt
im Park starteten wir früh morgens eine zweistündige Safari in den
Park. Wir sahen verschiedene Arten von Antilopen, Affen, Vögel,
Wildschweine und Elefanten. Letztere rannten aber leider gerade ins
Wasser, als wir ankamen – sodass wir sie in ihrer vollen Größe
leider nicht bestaunen konnten.
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Ein Sheanussbaum |
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Ihre
Naturhautfarbe ist schwarz, die oft erst im Wasser sichtbar wird. |
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Elefantenfußspuren |
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wunderschöne Vegetation |
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Fußspuren von Hyänen |
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Termitenhügel sieht man hier überall in Ghana. Dafür ist dieser sogar recht klein.
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Mole von oben |
Wir
haben in einem Dorm geschlafen, den wir mit zwei Belgierinnen und
zwei Kanadierinnen geteilt haben. Da wir komischerweise keinen
Schlüssel dafür bekommen haben und bekannt war, dass die Affen
gerne in die Räume kommen um nach Essen zu suchen haben wir unsere
Mangos schon mal vorsichtshalber raus gelegt. Innerhalb kürzester
Zeit wurden die auch entdeckt. Sie hatten keine Scheu als wir
näherkamen um Fotos zu machen.
Mit den
zwei Mädels aus Kanada (wie wir Freiwillige - für ein halbes Jahr)
führten wir unsere Reise fort. Da passierte uns schon die erste
Panne mit dem Jeep, der uns ins nächste Dorf bringen sollte.
Insgesamt sollten wir auf der restlichen Reise noch 3 weitere
Radpannen erleben, wobei meist dann auch das Rad gewechselt werden musste.
Unser
nächster Stopp war Wa, von wo wir am nächsten Tag nach
Weichau fuhren. Dort machten wir eine kleine Stadttour:
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Die älteste Moschee des Dorfes. Wie alt hab ich leider wieder vergessen, aber es waren sicher eingige hundert Jahre her, dass sie erbaut wurde. |
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Daneben die Moschee, mit der die alte jetzt ersetzt wird. |
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Erdnuss knackende Frauen. |
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Mit dieser Maschine werden für gewöhnlich Mais, Hirse oder Erdnüsse gemahlen. |
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Ein See gleich neben der Stadt. Er wird gut geschützt. |
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Die von mir verehrte Erdnussbutter: 100% Erdnuss und vielleicht ein bisschen Wasser
Die Tüte in der Hand der Frau wurde ein Geschenk an uns. |
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Richtig geiler starker grüner Tee, der hier im Norden oft getrunken wird. |
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Und natürlich die Kids ;-) |
Danach ließen
uns weiter zum Hippo Sanctuary transportieren.
Das Dorf
dort ist so abgelegen und so nah an der Grenze zu Burkina Faso, dass
man absolut kein Netz hat. Aber wir waren da ja nicht wegen dem Netz
sondern wegen den Hippos. Dafür wollten wir die Baumplattformen
beziehen, die direkt beim Fluss, dem Black Volta, stehen und bei
denen man unter freiem Himmel mit Moskitonetz schläft. Allerdings
wussten wir nicht, dass diese noch ein halbstündiger Fußmarsch
entfernt waren.
Daher
mussten wir uns mit der Lodge zufriedengeben.
Wir
machten eine schöne Kanufahrt, wobei wir die Hippos beobachten
konnten. Laut den Führern hatten wir Glück. Normalerweise sieht man
während der Regenzeit nur die Köpfe aus dem Wasser schauen.
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Auf dem Weg zum Fluss, dem Black Volta |
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Das da drüben ist schon Burkina Faso. |
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Das war das spannendste Foto, das ich aus meiner Entfernung hinbekommen habe. |
Nachdem
wir unsanschließend mit der bereitgestellten „Küche“ etwas gekocht haben,
ließen wir uns einen Schlafplatz auf dem Dach der ehemaligen Lodge
herrichten.
Es war einfach total geil nur unter einem Moskitonetz
einzuschlafen und die Sterne zu beobachten.
Mitten in der Nacht
wurde ich von einem kühlen Wind aufgeweckt. Ich habe mich voll
gefreut, aber innerhalb von 5 Minuten entwickelte sich dieser Wind in
einen Sturm. Wir mussten dann leider alles schnell zusammenpacken und
in die Räume ziehen. Es war aber trotzdem eine wirklich tolle
Erfahrung und muss in Deutschland nachgeholt werden. Aber mit einem
ghanaischen Mückennetz, das rechteckig ist und nicht so bescheuert
zeltmäßig ^^. Das werd ich mir deshalb noch besorgen ;-)
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Auch die Rückfahrt nach Weichau mit diesem Gefährt wurde dann irgendwie ein kleines Abenteuer ;-) |
Nach
einer 5 stündigen Fahrt am nächsten Tag kamen wir in Techiman
an, was schon wieder fast im Süden liegt. Von dort aus starteten wir
einen kleinen Ausflug nach Tanoboase. Dort ist der Heilige Hain, der erste Siedlingspunkt der Akan (eine der gößten ghanaischen
Völkergruppen). Die Felsen konnten gut zur Verteidigung des Königs genutzt werden. Der Ort hat immer noch hohe spirituelle Bedeutung und wird jährlich während eines Festivals zum Leben erweckt.
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Für mich ist es kaum vorstellbar, dass diese Felslandschaft einmal eine Wohnstätte war.
Aber gut, ist auch schon einige hundert Jahre her ;-) |
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Wir hatten mal wieder eine richtig schöne Aussicht. |
Nach
diesem Tag machten wir nur noch Zwischenhalt in Kumasi, wo wir uns
mit Stoffen eindeckten und besuchten einen ehemaligen Schüler sowie
einen ehemaligen Lehrer.
Danach
gings wieder „straight“ zurück in den Busch. ;-)
Puh,
jetzt wurde dieser Post doch noch länger als ich eigentlich wollte
:D
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