Mittwoch, 11. Dezember 2013

Aktuelles aus Basco

Mit diesem Post möchte ich euch einen kleinen Zwischenstand geben, wie es gerade in Basco aussieht.
Momentan werden hier die
“End of First Term Examinations” geschrieben. Das Schuljahr ist hier nämlich in drei Terms aufgeteilt. Am Ende gibt es immer Endprüfungen. Und das von allen Fächern innerhalb von zwei Wochen. Zudem soll es auch noch “Mid Term Exams” geben und drei Tests, was aber nicht immer eingehalten wird.
Deshalb spiele ich zur Zeit die Aufsicht und darf das Ganze mal aus anderen Augen betrachten. ;-)

Mit meiner Bibliothek geht es gut voran. Ich bin gerade fleißig dabei, alle Bücher zu sortieren. Eine Ordnung gab es anfangs nämlich überhaupt nicht. Deshalb kostete es mich sehr viel Überwindung damit anzufangen. Neben der täglichen Unordnung nehme ich mir Fach für Fach vor, um Kinderbücher von Naturwissenschafts- und Schulbüchern zu trennen. Nach etwa zwei Monaten Arbeit habe ich jetzt ungefähr ein Viertel geschafft.
Aber wie Kinder halt so sind, werden die Bücher über den ganzen Raum verteilt, damit auch ja die maximale Unordnung entsteht. Zurück ins Regal kommen sie nur wie es einem gerade lieb ist, weshalb es teils noch echt schlimm aussieht.

Hier die Regalwand, zu der ich noch nicht gekommen bin.
Hier wurden die Bücher nur auf den Boden gestapelt.
Ich habe mir als Ziel gesetzt, mich um ein Regal für diese Lücke zu kümmern, da ich es sehr schade finde, dass nur Gott weiß, welche Schätze dort verborgen sind.

Auch wollte ich euch mal im Folgenden erzählen, was Andy und Janin eigentlich für Aufgaben in Basco haben und wie sie zurechtkommen.
Andy ist hier der ICT-Lehrer. Die Abkürzung steht für Information, Communication and Technology. Anfangs gab es noch eine Lehrerin, aber sie kam leider nicht mit den Kakaofliegen klar und verschwand eines Tages spurlos. So etwas kommt hier in Basco leider sehr häufig vor. Man könne froh sein, wenn ein Lehrer ein ganzes Schuljahr bleibt. Das liegt aber glaube ich auch daran, dass Basco so abgelegen ist. Hier ist einfach nicht viel los. Aber der Hauptgrund ist wahrscheinlich, dass Basco einfach kein Geld hat. Der Referent erzählte uns letztens, dass das meiste Geld für das Essen der Kinder draufgeht und er oft nicht weiß, wie er die Lehrer bezahlen soll. Und die bekommen gerade einmal 50 Cedi (17 €) im Monat.
Auf jeden Fall unterrichtet Andy die ganze Schule. Basic School mit 6 Klassen und Junior High School mit 3 Klassen. Weil das für eine Person eine ganze Menge ist, musste er deshalb einige Stunden streichen. Dazu kommt, dass wir zwar Computer haben, aber ja eben nur abends 2 Stunden Strom. Wir haben eine Batterie, die jedes Mal aufgeladen wird, aber die auch ziemlich schnell wieder leer geht, wenn man sie benutzt. Keine gute Grundlage, ICT zu unterrichten. Den meisten Schulen in Ghana geht das so. Entweder keine Computer, kein Strom oder keine geeigneten Lehrer. Oft wird deshalb nur Theorie unterrichtet, was leider nicht sehr viel Sinn macht. Es ist schwer, das Fach wirklich zu verstehen, wenn man nur stur Sätze über das Abspeichern von Dokumenten und das Kopieren von Texten mit dem rechten Mausklick auswendig lernt.
Zum Glück aber steht Andy ein Beamer zur Verfügung, mit dem er gelegentlich etwas zeigen kann.
Hier könnt ihr übrigens mal auf seinem Blog vorbeischauen. Er hat zwar nicht so viele Fotos, aber es lohnt sich. Er schreibt sehr amüsant xD
http://andyaufachse.wordpress.com/

Zu Janin: Während sie mir ab und zu beim Creative Arts unterrichten hilft, kümmert sie sich hauptsächlich um die Gesundheit der Kinder. Immer wenn die Kinder sich verletzt haben können sie mit ihren Wehwehchen zu ihr kommen. Von den letzten Freiwilligen haben wir hier noch ein paar Boxen mit einigen Medikamenten. Leider schwinden die Pflaster jedes mal so schnell, dass man sie kaum gesehen hat. Nachkaufen kann man die in Ghana komischerweise nicht, weshalb wir sie uns schicken lassen müssen.
Hat ein Kind schlimmeres, beispielsweise Malaria, geht’s ins Krankenhaus. Anders wie in Deutschland muss man sich das hier aber zweimal überlegen. Am Wochenende sieht's mit bestimmten Ärzten in Koforidua schlecht aus. Außerdem macht es nur Sinn morgens loszugehen, erstens weil es ein weiter Weg ist und zweitens weil nachmittags das Labor geschlossen ist und viele Ärzte schon wieder weg sind.
Erst kürzlich musste Janin mit einem kleinen Jungen, der eine entzündete Wunde an der Fußsohle hatte, ins Krankenhaus. Tagelang wurde er nicht behandelt, weil keine Zeit für ihn gefunden wurde. Aus welchem Grund auch immer. Laut Janin würden die Ärzte sich viel zu viel Zeit lassen. Während vor der Tür die Patienten reihenweise warten, quatschen sie seelenruhig über Privatangelegenheiten.
So durfte der Kleine von Montag bis Freitag warten, bis man ihn endlich operiert hatte.
Leider zahlt Janin nicht nur die Fahrt zum Krankenhaus. Viele Kinder in Basco haben keine Krankenversicherung. Diese ist aber überhaupt nicht teuer: für 10 Cedi (etwa 4 €) ist man für ein Jahr versichert. Eine Verlängerung kostet 4 Cedi (1-2 €).
Geht man mit einem nicht versicherten Kind ins Krankenhaus muss man dafür jedes Mal 10 Cedi bezahlen, um den sogenannten Folder zu bekommen. Das ist praktisch die Krankenakte, die man dem Arzt vorzeigen muss, um behandelt zu werden. Hinzu kommen die ganzen Medikamente. Die kosten hier zwar echt nicht viel, aber wenn man alles zusammenrechnet, summiert das sich ziemlich. Und Janin muss oft ins Krankenhaus. Einmal war sie jeden Tag in der Woche.

Da ich das langsam nicht mehr mitansehen kann, will ich hiermit für Spenden aufrufen. Wie gesagt: mit ein paar Euro kommt man hier schon sehr weit – kann sogar eine Krankenversicherung abschließen.
Wir haben hier ungefähr 170 Schüler. 60 davon sind Waisen, etwa 50 Kinder sind sogenannte Daystudents, kommen also von der Umgebung und laufen jedes mal nach der Schule wieder nach Hause. Der Rest geht nur in den Ferien nach Hause, weil dieses einige Kilometer entfernt ist, oder hat Eltern, die sich leider nicht um sie kümmern (können). Von rund 60 Kindern wissen wir, dass sie versichert sind. Über die Hälfte der Versicherungen müssen aktualisiert werden.Da die Daystudents theoretisch Eltern haben, die mit den Kindern ins Krankenhaus gehen können, haben wir uns zum Ziel gesetzt, uns erst einmal um die Kinder zu kümmern, bei denen das nicht der Fall ist. Da das noch eine ganze Menge ist würden wir uns sehr freuen, Unterstützung aus Deutschland zu bekommen!

Liebe Freunde, Verwandte und heimliche Leser!
Ich weiß, dass für die meisten ein paar Euro nicht viel Geld ist. Hier dagegen sind sie eine große Hilfe. Es wäre schön, wenn wir gemeinsam etwas Geld sammeln und einigen Kindern zu Weihnachten quasi eine Krankenversicherung schenken könnten.
Ich würde auch gerne Geld für das Regal in der Bibliothek sammeln, halte dieses Projekt aber für nicht so wichtig und will es deshalb hinten anstellen.

Da es wohl Leute gibt, die kein Vertrauen in das DRK haben und glauben, dass das Geld, das auf das Spendenkonto überwiesen wird, nicht bei mir ankommt, gebe ich hiermit sogar meine eigenen Kontodaten an:

Franziska Kern
Deutsche Kreditbank
BLZ: 120 300 00
Kontonr: 103 070 0908
IBAN: DE96 1203 0000 1030 709 08
BIC: BYLADEM 1001

Wir freuen uns über jede Spende und garantieren, dass sie zu 100 % für Projekte in Basco verwendet werden! Ich werde regelmäßig darüber berichten, was wir mithilfe eurer Hilfe auf die Beine gestellt haben.
Wer für etwas bestimmtes spenden möchte, soll das bitte im Verwendungszweck angeben.

Bitte unterstützt uns! Ich wünsche euch eine schöne Adventszeit und frohe Weihnachten!

Eure Franzi

Achja, und auch hier noch den Link von Janins Blog: 
http://janin-in-ghana.blogspot.de/

Beerdigung

Am Tag vor unserer Ankunft in den Gastfamilien/Unterkünften starb die Großmutter des Gastvaters der drei Freiwilligen in Nankese. Jetzt, über 2 Monate später, fand die Beerdigung am 30. November statt. Etwas spät könnte man meinen. Dass man den Leichnam so lange aufbewahrt ist aber in Ghana nichts seltenes, vor allem wenn es sich um die Chief-Frau Obaapanin Adwoa Oduraa, die mit 91 Jahren starb, handelt.
Die im Vergleich etwas wohlhabendere Familie hat keine Kosten und Mühen gescheut: 22 000 Cedi (etwa 7000 €) sollen die Vorbereitungen und das Fest, das über drei Tage ging, gekostet haben. Beerdigungen sind in Ghana grundsätzlich eine große Sache. Die Erwartungen sind groß. Es geht dabei auch sehr darum, das gute Image zu bewahren.
Das Haus der Familie wurde neu gestrichen, eine extra Küche gebaut, der Hof asphaltiert, Gefriertruhen gekauft und ausgeliehen und im Wohnzimmer Platz für Matratzen gemacht, da viele Gäste von weit her kommen.
Schon Wochen vorher wurde das Fest mit Plakaten angekündigt. Eingeladen war jeder.
Wir drei hatten vor, am Samstag hinzugehen und ließen uns dafür von der Gastschwester der FW extra Oberteile schneidern: An diesem Tag träg man rot und schwarz. (Am Sonntag, an dem noch ein großer Gottesdienst stattfand, weiß und rot.)
Was genau am Freitag auf dem Programm stand, weiß ich nicht, aber Jan, Béla und Lennart erzählten uns, einige Autos seien mit der Leiche und viel Musik durch die „Stadt“ gezogen.

Da man uns sagte, wir sollten möglichst früh da sein, liefen wir mit unserem Frühstück in der Hand im Morgengrauen los nach Nankese. Dort angekommen merkten wir schnell, dass wir uns mehr Zeit lassen hätten können.
Nachdem wir die königlich geschmückte Großmutter im Chief-Haus bewundert hatten – was wir auch noch später machen hätten können  passierte lange nichts und wir saßen stundenlang einfach nur in unseren Stühlen (mitten am Ort an der Straße – die eigentliche Zeremonie fand nicht beim Familienhaus statt). 


Das ist George, mein Mentor, mit seinem Sohn. Er gehört auch zur Familie der Verstorbenen und ist praktisch der Gastbruder der drei Freiwilligen in Nankese.
Da ich mich aber schon auf lange Wartezeiten eingestellt hatte machte mir das nicht viel aus. Stattdessen kaufte ich mir zum Trost ein Brot mit Erdnussbutter (oh das hatte ich noch gar nicht erwähnt: die Erdnussbutter hier ist ENDGEIL! 100 % Erdnuss. Mein „Nutella-Ersatz“). Dieses konnte ich aber noch nicht verzehren, da uns gesagt wurde, dass wir zum Haus kommen könnten um etwas zu essen.
Danach zogen wir los zur Kirche. Wir waren etwas spät dran und hatten daher nur noch Platz in der ersten Reihe. Sechs Riesen-Obrunis (die Jungs sind alle knapp 2 Meter groß und Janin und ich sind für Mädels auch nicht gerade klein) mit alle demselben roten Aufzug in der ersten Reihe. Wir trauten uns kaum während dem Gottesdienst aufzustehen. Schauten wir nach hinten konnten wir alle überblicken. Diese Obibinis waren alle durchschnittlich einen Kopf kleiner als ich – was denke ich auch daran lag, dass das Durchschnittsalter relativ hoch lag.
Das muss richtig komisch ausgesehen haben :D Habe mich aber nicht getraut ein Foto davon zu machen.
Was es sonst noch zu sagen gibt: Der Pfarrer war mir teils etwas zu temperamentvoll – vor allem wenn er ständig das gleiche gepredigt hat
: “Accept Christ as your Lord and saviour.”


Wie in Deutschland wird in Ghana in der Kirche für Spenden aufgerufen. Allerdings anders: „Wer spendet 20 Cedi?“ „10 Cedi!“ Bis ganz runter. Es hat mich an eine Versteigerung erinnert.
In diesem Gottesdienst gabs dann auch noch ne Runde in der irgendwie jeder nach der Reihe aufgestanden ist. Am Schluss auch die erste Reihe.

Nach der Kirche folgten wir den Autos Richtung Friedhof, der etwas außerhalb vom Dorf liegt. Unter einer recht kurzen Zeremonie wurde der Sarg in die Grube gehoben.
Einige Frauen weinten. Das muss man sich aber ganz anders vorstellen wie in Deutschland. Ich möchte behaupten, dass wenn man Trauernde in Deutschland in der Öffentlichkeit sieht, verhalten sich die meisten zurückhaltend und ruhig. Manche versuchen die „Schwäche“, dass sie weinen, auch zu verstecken.
Ganz anders habe ich es an diesem Tag erlebt. Es ist ähnlich wie beim Beten. Die Frauen warfen die Hände in die Luft und machten ihren Gefühlen nicht nur durch Tränen Luft, sondern auch durch Worte: Sie riefen und schrien – wahrscheinlich zu Gott. Es hörte sich verzweifelt und verärgert an.
Ich bin sicher – wenn man nicht wüsste, dass man sich hier in einer komplett anderen Kultur befindet – viele würden solche Leute als verrückt erklären. Aber hier ist das einfach normal.

Auf den Sarg sitzen ist hier kein Problem ;-)

Zurück beim Haus gab's für jeden etwas zu essen und zu trinken. Wir redeten noch viel und schauten den Trommeltänzern zu.

Jan nahm die Aufforderung mitzutanzen an :-)
Ich mit dem noch jüngeren Sohn von George.
Am Schluss legten wir Freiwilligen noch etwas Geld zusammen um es der Familie zu spenden. :)
Und da es auch schon wieder dunkel wurde ließen wir den Rest alleine weiterfeiern. Ab gings zurück in den Busch.

Samstag, 23. November 2013

Odwira-Festival

Das Odwira-Festival dauert eine Woche, in der die Chiefs und sonstige Machthaber in Ghana ganz groß gefeiert werden. Joseph, ein Schüler von Basco, freute sich schon lang darauf, es uns am Samstag (16. November) zu zeigen. Ohne so wirklich zu wissen, was uns erwartet machten Janin und ich uns auf den Weg nach Suhum (wie K'dua eine etwas größere Stadt in unserer Nähe).
Joseph führte uns zur Main Station – einem großer Platz, auf dem die Zeremonie stattfinden sollte. Da wir nur so halbe Schattenplätze ergattern konnten, war uns entsprechend heiß. Aber zum Glück kam ab und zu eine Frau vorbei, die gekühltes Wasser verteilte.

Die Chiefs und Queens werden mit viel Musik über den Platz getragen. Ich wollte eigentlich auch ein Video hochladen. Das geht aber irgendwie grad nicht.
Getanzt wurde auch. In traditioneller Kleidung und zu traditioneller Trommelmusik.
Nach einer Stunde meinte Joseph, er könne uns auch noch was anderes zeigen. Da wir hier sonst noch 2 Stunden gesessen hätten nahmen wir dieses Angebot doch glatt an. Auf halbem Weg durch das Gemenge stießen wir zufällig auf Francis, ein ehemaliger Schüler von Basco. Da wir nichts bestimmtes vorhatten, ließen wir uns seine weiterführende Schule, die SHS (Senior High School) Sutesco, zeigen. Ich empfand sie mit ihrem weiten Gelände und den großen Bauten als sehr schön. 

Das erste Gebäude von Sutesco.

Ein Klassenzimmer. Für Ghana: guter Zustand!
Hier lernen und schlafen über 1500 Schüler.
Nach einem Rundgang ging's weiter. Joseph zeigte uns noch den Supermarkt, das (sehr kleine) Internetcafé und den Markt, auf dem seine Mutter Essen verkauft.
Dann setzten wir uns in einen Spot um zu erfrischen und ein paar Spieße zu genießen. Eine Runde Billard war auch mit drin. :-)


Josephs Bruder Nicholas, ich und Janin
Jetzt stieß auch Andy zu uns - mit den Jungs aus dem Nachbardorf (naja – die nennen das Stadt) Nankese und zwei ghanaischen Freunden.
Dann wurde es langsam dunkel. 
Shatta Wale, ein ghanaischer Musiker, wollte eigentlich diesen Abend in der Stadt auftreten, soll aber spontan nach Accra verschwunden sein. 

Während so einem Festival sieht man eben auch mal die Army durch die Straßen ziehen.

Und Kerosine gibts hier sowieso überall.

Eine Straße in Suhum. Das rechts ist übrigens ein typischer Trotro.
Wir liefen weiter durch die Straßen und blieben bei einem Spot hängen, dessen Boxen wie so oft hier auf der Straße standen und wir tanzten, was das Zeug hielt. Es machte richtig Spaß. Wir lernten zu der Musik, die man Hiplife nennt und an Dancehall erinnert, ein paar Schritte. Wir lernten auch „Al Qaeda“ – ein Tanzstil, der eigentlich nichts mit Al Kaida zu tun hat und über dessen Name deshalb heiß diskutiert wird.


Ein Ghanaer, der uns ein paar Schritte beizubringen versucht.
Hää? Da komm ich nicht mehr mit... :O
Das rechts ist übrigens Joseph.
Andy hat wieder viele neue Freunde gefunden.
Die drei hier (Lennard und Jan, den Namen von dem Ghanaer weiß ich nicht mehr) essen gerade Indomie: Nudeln mit Ei und Gemüse. Sehr lecker.
Naja.. auf jeden Fall tanzt man hier auch auf der Straße – dementsprechend kommen die Autos nur mit viel Geduld voran.

Es war ein gelungener Tag. Ghanaer wissen wie man feiert! Ich habe so das Gefühl, dass viele Deutsche, die ich kenne, dafür mehr Alkohol gebraucht hätten. :-P

Boti Falls & Umbrella Stone

Mit Chris und Jakob, zwei Freiwilligen aus Agona Swedru und aus der Nähe von Cape Coast, machten wir uns auf den Weg Richtung Norden. Zwei Stunden später waren wir schon am Eingangsschild zu den Boti Falls. Nach langen Verhandlungsversuchen von Chris aus – mir war das zu doof – mussten wir dann tatsächlich 10 Cedi zahlen.


Ohne extra Führer ging es einige Treppenstufen hinunter zu dem wunderschönen Wasserfall.
Da wir schon um 8 Uhr da waren, gab's nur uns und den Wasserfall.



Die vielen Wassertröpfchen, die hier duch die Luft schwirren, verzaubern diesen Ort zu einem Traum.
Da wirkt auch Andy wie eine Märchenfigur.

Wieder oben angekommen fragten wir nach dem Weg zum sogenannten Umbrella Stone.
Los ging die einstündige Wanderung.

Hier siehts aus wie im Zoo. Nur etwas einsam.
Der Weg zum Umbrella Stone.
Über Stock und Stein.
Das ist er. Der Name erklärt sich von selbst.
Jakob im Hintergrund gönnt sich eine Kokusnuss.
Die Aussicht ist gigantisch. Es hat sich sowas von gelohnt.

Auch die berühmte dreiarmige Palme haben wir bestaunt :D
Zurück auf dem Platz mit den vielen Pavillons, die sich inzwischen mit Schulklassen und anderen Reisegruppen gefüllt hatten, stellten wir uns die Wahl: Weiter zu den Akaa Falls – weitere Wasserfälle nicht weit von hier. Oder zu den erst 2005 entdeckten Wasserfällen bei Adasawase?
Da die letzteren eine der größten in Ghana sind, fragten wir nach dem Weg dorthin. Keine gute Entscheidung. Wir konnten leider nicht Luftlinie fahren – sodass wir von unserem Standpunkt aus einen saumäßigen Umweg in Kauf nehmen mussten und somit viel Zeit flöten ging. Zudem hat der Taxifahrer sich mal wieder mit der Währung vertan und wollte eigentlich einen anderen Preis als den, den wir anfangs mit ihm ausgemacht haben. Aber auch nach langer Diskussion gaben wir nicht nach. Das wird ihm eine Lehre sein :D In Zukunft drückt der sich klar und deutlich aus.

Laut Reiseführer: 2stündige Wanderung bis zu den Wasserfällen.
Hatten wir soviel Zeit? Nein. Es waren noch drei Stunden bis zur Dunkelheit.
Janin und ich waren schon müde, aber ließen uns trotzdem von den Jungs mitziehen.
Los ging's auf einem Pistenweg. Dann ab in den Busch. 

Ab da ging es vom Pistenweg auf einen schmalen Weg durch den Wald.
Ziel war es: soviel wie möglich sehen (inklusive Wasserfall natürlich). Eigentlich kein Problem für mich. Aber mit dem Tempo, das die Jungs drauf hatten, konnte man sich eigentlich nur noch auf den Weg konzentrieren.
Nach einer Stunde kamen uns zwei deutsche Mädels entgegen, die meinten sie seien schon 20 Minuten weiter gelaufen und hätten immer noch nichts von den Wasserfällen gesehen. Es wurde beschlossen aufgrund der kommenden Dunkelheit umzudrehen. Ich fragte mich, ob außer mir das vielleicht auch schon jemand anders voraussehen konnte :-P
Zum Glück ließen wir uns beim Rückweg mehr Zeit, sodass ich die Natur doch noch ein bisschen auf mich wirken lassen und ich mich entspannen konnte.

Abends in K'dua gingen wir noch kurz in eine Bar um leckere scharfe Fleisch- und Wurstspieße zu genießen.
Vor langer Zeit hat uns der Referent mal angeboten, uns ein Taxi zu rufen wenn's spät wird, damit wir die Strecke nach Basco nicht im Dunkeln laufen müssen. An diesem Tag nahmen wir dieses Angebot an und erreichten das schöne Basco schließlich um 11 Uhr. Das hat sich nach diesem Tag wie ein zweites Zuhause angefühlt. :-)



Montag, 11. November 2013

Mid-Term-Ferien.. oder auch nicht

Eigentlich sollten wir von Freitag bis Montag (1. - 4. Nov.) Mid-Term-Ferien haben. Aber da sich am Mittwoch Besucher für Montag und Dienstag ankündigten, wurden die Ferien kurzfristig auf die nächste Woche verlegt.
Also verschoben wir auch unsere Reisepläne, schließlich wurden wir ja als Lehrer gebraucht.

Ja, also eigentlich sollte Schule sein. Am Donnerstag fiel sie schon mal aus. Die Kinder mussten arbeiten. Am Freitag gab es auch keinen Unterricht, was uns auch erst zu spät gesagt wurde. Wir wären gerne mit den 3 Freiwilligen, die uns für eine Nacht besucht hatten, die Wasserfälle von Adasawase anschauen gegangen. War wohl nix.
Aber inzwischen war uns wenigstens klar, wofür die Kinder arbeiten mussten. Die Besucher waren Spender von Basco: SBIG nennt sich eine Organisation, die großen Unterstützer vom Computerlab und der Bibliothek. Und Citi FM, ein Radiosender, der seine Hörer oft für Spenden aufruft und dadurch für Basco auch schon einiges gesammelt hat. Somit auch für das neue Gebäude, das oben auf dem Gelände steht.
Ja auf jeden Fall sollte das am Montag eröffnet werden. Dafür haben die Kinder noch schnell einen schönen Weg aus Steinen um das Haus gelegt.
Nachdem wir am Sonntag die Sonnenfinsternis (eine fast totale) bestaunt hatten, waren wir gespannt, was der Montag bringen würde.

Sonnenfinsternis :D sie wurde sogar noch ein bisschen mehr bedeckt.
Eigentlich sollten ja die Besucher kommen. Das sagte man uns auch nachdem wir nochmal nachgefragt hatten. Aber wie so oft gab es mal wieder eine Planänderung.  Die Besucher kamen nicht. Dafür schienen die Kinder jetzt erst richtig mit der Arbeit anzufangen. Der Weg beim Eingang zu Basco wurde so weit es ging geebnet, und ein richtig fetter Stein für eine Widmung an Citi FM bemalt.

Ja und wir? Uns wurde derweil auch nicht langweilig. Wir sind mit ein paar Jungs Pawpaws (sprich Popoo - also Papayas) pflücken gegangen.
Auf einem schönen Weg durch den Busch ging es zu den großen Bäumen, von denen
wir die Früchte mithilfe eines etwa 5-6m langen Stabes stießen.




Man kann sowohl die gelben als auch die grossen gruenen Pawpaws essen. Ich mag die gelben mehr, weil sie schon etwas weicher sind.
Ein orangenes "bush meat animal" haben wir auch beobachten koennen.
10-20 Stück, die dann am Ende nicht mehr ganz da waren, weil wir die etwas weicheren schon auf dem Rückweg gemampft hatten. 


So schoen sieht der Busch aus
Das sind uebrigens die Plaintains - sehen aus wir Bananen, sind aber Kochbananen. Ist praktisch Gemuese und kann nur gekocht oder frittiert gegessen werden. Beides sehr lecker.
Auch daheim hörten die Kinder nicht auf die Papayas zu schälen – bis auf fünf. 
Dementsprechend waren unsere Bäuche dann auch voll. Aber wie kann man bei einem Stück mehr dieser für uns doch (noch) so seltenen Frucht schon 'Nein' sagen?
Eben... Nie
Vor allem ich nicht ;-)

Ja das war auch schon der Montag. Jetzt wurde es höchste Zeit für unseren so sehnlichst   erwarteten Besuch. Mit einer großen Zeremonie sollten sie empfangen werden.
Wir wussten, was uns dann wahrscheinlich erwartet: Die wird lange dauern.
Da keiner so recht wusste wann es losging und da wir Obrunis es aber auch nicht verpassen wollten, gesellten wir uns zu den Kindern, die schon auf den vielen Stühlen  warteten.

Mein erster Gedanke: Hier siehts ja aus wie auf einer Beerdigung.
Nicht weil es auf mich traurig gewirkt hätte – kommt man in der Stadt an einer Beerdigung vorbei, stehen dort eben wie hier einige Plastikstühle unter einem Sonnenschutz. Nur die Klamotten sind anders: Feierliche schwarze und rote Kleider/Anzüge für die Trauer.

Jetzt gings ans Warten. Wann würde es wohl losgehen? Die protzigen Autos, die sich nach und nach neben dem Gelände reihten, waren irgendwie befremdlich.
Nachdem ich mit den Kindern gequatscht habe, einmal eingepennt bin und mir mein Gesäß mit etwas Laufen entspannt hatte war es dann 2 Stunden später endlich soweit. Es wurden einige Reden gehalten und Gebete gesprochen. Auch von einem weißen Schwarzen (also Albinos sehen eigentlich nochmal anders aus).
Es wurde auch getanzt :-)

Zwischendrin wurde das sogenannte 'Training Center' eröffnet, was natürlich der Höhepunkt war. Während der Chor sang wurde das Band entzweit und durch die Räume gewandert.


Auch der frisch bemalte Stein wurde von seinem Tuch befreit.
Plötzlich, nach einer Stunde, hieße es, die Zeremonie sei vorbei. Eine Stunde! Das kennen wir so gar nicht von den Ghanaern. Bei diesem ganzen Aufwand hatten wir ein Minimum von 2 Stunden erwartet (allein die Kirche am Sonntag dauert grundsätzlich 3 Stunden).

Es bleibt heitere Verwirrung. Auch die Kids scheinen sich noch nicht so richtig von ihren Stühlen zu trauen.
Achja: Wofür ist das Training Center eigentlich da?
Es wird sozusagen als Ausbildungsstätte dienen – für die in der Schule etwas schwächeren Kinder. So sollen sie dort zum Beispiel lernen, wie man schneidert oder frisiert.
Woher Material bzw. Personal/Lehrer herkommen sollen steht wahrscheinlich noch in den Sternen. Hier will ich eine ehemalige Freiwillige zitieren: „Die Hoffnung stirbt zuletzt...“
Also bleibt nur noch die Frage: Wann wird das Gebäude wohl genutzt?

Und die Hoffnung.

Eigentlich wollte ich heute auch einen Post ueber unseren wunderschoenen Ausflug zu den Wasserfaellen letzten Samstag reinstellen. Dafuer reicht mir aber die Zeit gerade nicht. In spaetestens 2 Wochen koennt ihr ihn aber hier lesen. :-)
Erfriert mir in Deutschland nicht meine Lieben! :-*