Montag, 22. Dezember 2014

Rückkehr und Rückblick

Bin ich zu faul? Habe ich kaum mehr Zeit? Bin ich gestresst? Oder will ich einfach nicht abschließen?
Wahrscheinlich alles irgendwie zusammen..
Endlich schaffe ich es jetzt, mich für meinen vorerst letzten Eintrag aufzuraffen.

Eigentlich wollte ich das natürlich viel früher erledigen.
Ich wollte diesen Blog nicht mit "offenem Ende" dastehen lassen. Schließlich gehört auch die Rückkehr zu meinem Jahr.
Und wenn ich eines bin, dann zuverlässig (ich habe ja nicht gesagt, wann ich den Post veröffentlichen werde ;-) )


Ich wusste - Zurückkommen wird nicht einfach. Man hatte mich vorgewarnt: Es wird wie ein weiterer Kulturschock sein.

Keine Frage - er war da. Aber für mich hielt er nicht lange an.
Es war natürlich alles anders: so ruhig, sauber und perfekt. Kein Chaos, kein Handel auf den Straßen, kaum herumliegender Müll, keine Obruni-Rufe..
Ich war fasziniert: ich genoss die Luft, ich war überwältigt vom Angebot der Bäcker (und von den heftig hohen Preisen) und konnte nicht genug von der perfekt angelegten Landschaft kriegen, die an meinem Fenster im Zug vorbeirauschte.
Es war unglaublich schön, all meine Lieben wiederzuhaben. Auch meinen Freund wiederzusehen war unglaublich einfach: ich hätte zwar davor schier einen Kollaps vor Freude gekriegt - aber als wir uns in den Armen lagen, war alles wie früher.
Meine Eingewöhnung ging sehr schnell. Ich dachte es dauert mindestens eine Woche. Aber innerhalb weniger Tage fühlte ich mich wieder ganz wie zu Hause. Als ob ich schon seit Wochen da gewesen wäre.
Es ist schon erschreckend, wie schnell man sich auf eine andere Kultur umstellen kann.

Auch all das Essen, nach dem ich mich gesehnt hatte war so schnell wieder selbstverständlich.
Das einzige, was mir für ein paar Wochen blieb, waren die Gerüche. Ich merkte stark wie sehr ich sie vermisst habe: den Geruch der Wälder, der Wiesen.. und vor allem der vertraute Geruch des Hauses meiner Eltern.


Aber ich denke, genauso würde es auch wieder sein, wenn ich nach Ghana zurückkomme. Denn es gibt einiges, was ich schon vermisse.

Auf die Dauer können einem die Deutschen eben auch auf den Sack gehen. Aber das ist wohl überall so. Und deshalb will ich mich auch nicht weiter darüber aufregen :D

Vieles habe ich während meines Aufenthaltes in Ghana gelernt. Ich weiß jetzt mehr über die ghanaische Kultur, die Menschen und das Land. Das Jahr hat meine Sicht auf vieles verändert. Es hat mein Blickfeld erweitert. Es hat mir Erinnerungen gegeben, die ich nirgends sonst machen hätte können.
Und all das ist unglaublich wertvoll für mich. Ich bin froh, dass ich nie aufgegeben habe, mir diesen Traum zu verwirklichen; dass ich mich von niemandem verunsichern lassen habe.
Denn ich weiß, es war bis jetzt die beste Entscheidung meines Lebens.


Und jeden, der auch so eine Art von Traum hat, will ich ermutigen, das durchzuziehen. Aber auch will ich ihm sagen, dass er nicht zu hohe Erwartungen haben sollte, groß etwas zu verändern. Ein Freiwilliger ist kein Retter, Engel oder Entwicklungshelfer.
Beim "Internationalen Freiwilligendienst" steht der Kulturaustausch im Vordergrund. Das versucht das DRK uns auch jedes Mal zu vermitteln. Als Freiwillige sind wir nämlich nicht ausgebildet, um die Entwicklung eines Landes voranzutreiben. Vielmehr ist es wichtig, sich selbst zu entwickeln; ein Verständnis für andere Kulturen zu bekommen.
Wer da mit großen Plänen losfliegt scheitert meist.
Das soll nicht heißen, dass man nicht helfen soll. Natürlich ist das willkommen - solange es im Rahmen der Möglichkeiten bleibt. Aber ein Freiwilliger sollte sich nicht unter Druck fühlen - beispielsweise weil er nicht genug Spenden sammelt. Das ist nicht seine Aufgabe.

Wer sich angesprochen fühlt: ich kann das DRK als Entsendeorganisation auf jeden Fall empfehlen. Jedes Jahr macht es Freiwilligendienste in Peru, Israel, Vietnam und Ghana möglich.
Auch für andere Länder gibt es Angebote: Polen, Ukraine und Österreich
Natürlich gibt es auch Kurzzeiteinsätze. Auf folgender Seite findet ihr mehr Informationen:
http://www.drk-freiwillig-mv.de/internationalerfreiwilligendienst/


So.. jetzt will ich auch endlich zum Ende kommen. Wobei - vielleicht war das nicht mein letzter Post.
Eines Tages werde ich nämlich wieder nach Basco kommen. Wann weiß ich noch nicht. Denn mit meinem jetzigen Studiengang (Nano-Science) habe ich kaum mehr Ferien.
Wenn es aber soweit ist, gibt es natürlich Neuigkeiten. Und wenn ich lustig bin, werde ich sie hier bekanntgeben. Aber diesmal will ich nichts versprechen ;-)

Nur noch drei Sachen:


Die Links zu den Blogs der jetzigen Basco-Freiwilligen:

Robin: http://robininghanaweltwaerts.blogspot.de/
Eva: http://evasghanajahr.auslandsblog.de/
Monika: http://blaehenneatghana.blogspot.de/?m=1

Das versprochene Foto des Sofas in der Bibliothek:



Und ein schönes, spannendes und lustiges neues Jahr 2015 euch allen!!

Eure Franzi

Dienstag, 29. Juli 2014

Die letzten Tage

Jetzt noch ein Post bevor ich fliege. 
Eigentlich wollte ich auch noch über meine Togoreise von vor 4 Wochen schreiben. Wär's auch voll wert - aber ehrlich.. ich bin müde. Togo gehört ja auch nicht zu Ghana. Hehe*
Für eine kurze Beschreibung möchte ich mich aber trotzdem noch aufraffen:
Togo, das Nachbarland östlich von Ghana, ist ähnlich wie Ghana - und doch ganz anders.
Beispielsweise kann man hier die Kleinbusse, die man täglich sieht, an der Hand abzählen. Die Togolesen kutschieren hier lieber mit Motorräder oder Taxis.
Im Allgemeinen ist alles leicht teurer, aber die Währung CFA ist im Vergleich der ghanaischen viel stabiler. Zudem kommt man mit Englisch dort kaum durch. Da muss man seine Französischkenntnisse wieder auskramen oder - wie Andy es gemacht hat - die anderen für sich reden lassen.



Hier werden Nüsse in Flaschen verkauft.


Hier gibt es Mülleimer. Die Attraktion.
Und hier gibt es frisch gemachter Salat und Pommes (aus Kartoffeln) an der Straße! 

Hier hat man viel mehr Platz auf dem Markt, kommt aber trotzdem nicht durch, weil dafür die Motorradfahrer durchfahren können.

Und hier wird offiziell die Voodooreligion praktiziert. Das ist eine Religion wie jede andere und wird in Ghana als "traditionelle Religion" bezeichnet.
Ich erinnere mich, wie ich mal in Galileo einen Bericht über den Voodoomarkt in Lome gesehen habe. Diesen konnten wir in unserer 4-tägigen Reise nicht besuchen. Aber ich kann sagen, dass dort getrocknete Tiere für Medizin verkauft werden. 
Die Gläubigen haben einen Gott, mit dem sie aber nur mit einem "Vermittler" in Kontakt treten können. Zudem sind viele Tiere, Bäume und bestimmte Gegenstände für die Leute heilig, zu denen sie dann auch beten. 
Das hört sich für euch jetzt vielleicht bescheuert an, aber bedenkt - das ist eine Religion. Und auch in unseren 5 Hauptreligionen wird  manchmal an richtig komisches Zeug geglaubt.
All dies habe ich bei einer Führung durch die Stadt Togoville gelernt. Diese Stadt wurde während der Kolonialzeit von den Deutschen besetzt und wurde entsprechend geprägt. Zum Beispiel gibt es dort eine christliche Kirche mit richtiger Glasmalerei.
In dieser Stadt leben Christentum und Voodooreligion friedlich nebeneinander.

Den heiligen Bäumen werden Tücher umgehängt, um die "Geschlechtsteile" zu verdecken

Die Kirche
Okay.. jetzt ist der Bericht über Togo doch länger geworden als ich geplant habe. Aber eeegal.
Alles war das natürlich nicht. Aber man kann eh nicht sagen, dass man Togo nach vier Tagen in zwei Städten gesehen hat.


Zu guter letzt Grüße aus einer "Cafeteria" in Lome:
Yamyam - Baguette mit Ei.

Jetzt zu den letzten Tagen, wonach ich diesen Post ja eigentlich benannt habe ^^.
Ich habe es geschafft (gut das war jetzt vor einem Monat, nicht in den letzten Tagen), das Sofa in die Bibliothek zu bringen. Und ich habe es geschafft, das Foto davon natürlich nicht mit ins Internetcafe zu bringen. Sorry okay? Ich werde davon aber noch ein Foto posten.
Aber es wird noch folgen. Die Kinder haben sich auf jeden Fall saumäßig gefreut. Und ich danke dafür unseren tollen Spendern!

A propos Spenden. Wir haben mit dem restlichen Geld für Sonstiges Schuluniformen nähen lassen. Auch dafür: Danke, dass ihr das möglich gemacht habt!
Für den Bereich Gesundheit sind noch einige Spenden übriggeblieben. Da wir die jetzt nicht mit Gewalt noch dieses Jahr ausgeben wollen, hatten wir die Idee, sie einfach den nächsten Freiwilligen zu übergeben. Mit diesen haben wir schon Kontakt und wir sind sicher - die werden das Geld bestimmt sinnvoll für Basco nutzen.

Der Abschied rückt nun näher und ich weiß - ich werde Ghana und Basco sehr vermissen.
Deshalb werde ich wiederkommen. Wann genau weiß ich noch nicht. Aber auf jeden Fall in den nächsten paar Jahren.

Dies ist nun mein letzter Post aus Ghana. Aber aus Deutschland will ich noch einen senden.

Bis dahin: Liebe Grüße und man sieht sich ;-) :-*

Guten Appetit!

In diesem Bericht wird es nicht um Reisen oder Basco gehen - sondern um Essen :-)

Hier in Ghana gibt es natürlich ganz andere Gerichte, welche euch bestimmt komisch vorkommen, die aber richtig gut sind.
Ich persönlich mag hier praktisch fast alles. Ausgenommen Schnecken, die es auf dem Markt zu kaufen gibt und zu denen ich mich einfach nicht hingezogen fühle.
An Straßenständen (vor denen man eigentlich keine Angst haben muss – dort wird das Essen gut heiß gehalten) kann man zwischen Banku, Spaghetti, verschiedenem Reis, Reisbällen und manchmal Fufu wählen. Dazu nimmt man sich entweder Pepper, Stew oder eine Suppe (Erdnuss-/Palmnut- oder Lightsuppe). Zudem gibt es oft auch die Auswahl zwischen Huhn, Ziege und Fisch.
Im Allgemeinen ist hier alles etwas schärfer. Aber ich muss sagen - seit ich hier bin bin ich richtig geil auf Schärfe :D.
Es folgen mehrere Fotos von Gerichten:

Reisbälle mit Erdnusssuppe und Hühnchen. Mein absoluter Favourit


Diesen Reis mit Hummer habe ich mir an der Westküste in Busua gegönnt.


 Fufu ist das Nationalgericht Ghanas und wird mit Suppe gereicht. Tut mir leid..ich habs echt geschafft, es bis heute jedes Mal zu vergessen, Fufu zu fotografieren.
Aber immerhin hab ich ein Foto, wie Fufu gemacht wird: Entweder Yam oder Plantain (Kochbanane) wird mit Cassava (auch eine Wurzel) gestampft und gemixt. Fertig!

„Redred“ ist Bohnenstew mit Plantain. Sehr lecker

Lecker "Fried Rice". Super zu Hühnchen.

Indomie, also Instant Nudeln, bekommt man an der Straße mit Ei und Gemüse angebraten. Oft wird das Ei auch untergemischt.

Banku mit Kontomrestew (spinatähnlich). Banku ist auch eine Art Teig und besteht aus Cassava oder Mais oder beidem.
 
Banku mit Krabben und Tilapia (gibt es speziell hier in Ghana, ist ein bisschen teuer aber auch der geilste Fisch den ich je gegessen habe). Das durfte ich auf der Beerdigung vor einem halben Jahr essen.

Und hier gibts schon wieder Banku. Aber was ich euch zeigen will sind eigentlich die rießen Pilze, die ich dazu hatte.
(Und ja.. natürlich auch das geile Bild :-P)

Nudeln mit Erdnusssoße. (Ja es gibt hier fast alles mit Erdnuss ;-) )


T.Z. Ist ein traditionelles Gericht aus dem Norden, ist ähnlich wie Banku - setzt sich aber aus Mais- und Hirsemehl zusammen.

Hier unser geliebtes "Eggbread" als Frühstück oder für zwischendurch. Einfach Ei mit Gemüse und Brot.


„Fried Yam“ mit frisch "gegroundetem" Pepper (keine Ahnung wie ich das auf Deutsch sagen soll)
Yam ist eine Wurzel und schmeckt ähnlich wie Kartoffel.



Mit offenen Feuerstellen wird hier für gewöhnlich gekocht.


Und zu guter letzt noch eine Widmung an meine heißgeliebte Erdnussbutter.
Nur für sie habe ich diesen Grounder gekauft um mir meine eigene herzustellen.
Nur etwas Wasser hinzufügen und schon ist sie fertig.
Allerdings funktioniert das mit einer großen Mahlmaschine besser und dauert nicht so lang ;-).



So.. Also das war eigentlich noch gar nicht alles. Es gibt natürlich nicht nur das.
Zum Beispiel hab ich vergessen Fotos von "Jollof Rice" oder "Boiled Yam" zu machen. Aber es gibt ja auch noch Google und ich will euch ja nicht alles vorwegnehmen. 
(Schließlich seid ihr ja jetzt bestimmt ganz heiß darauf, mal nach Ghana zu kommen um all dies zu probieren.) Jemandem, der Essen liebt und offen für Neues ist, kann ich das auf jeden Fall nur empfehlen.

Freitag, 6. Juni 2014

Basco News

Was gibt es Neues aus Basco?
Als erstes will ich von den Krankenversicherungen berichten. Die sind ja schon seit einer ganzen Weile in Prozess. Als wir sie beantragt haben, bekamen wir für jedes Kind einen vorläufigen Zettel, den man im Krankenhaus vorzeigen muss. Die galten bis Ende Mai. Jetzt sind wir am Dienstag in die Stadt gegangen um die Karten zu bekommen. Leider haben die aber ihr System verändert. Neuerdings müssen die Karten biometrisch sein, weshalb sie das Drucken der Karten eingestellt haben. Deshalb müssen wir mit den Kids am Samstag nach Suhum fahren, um Fingerabdrücke und so weiter zu machen. Das sind jetzt erstmal 14 Schüler.

Zudem gibt es Neues aus der Bibliothek. Mein Regal ist seit etwa einem Monat fertig geworden und hat sich schön in den Raum integriert.
Zudem habe ich mir überlegt, von den Spendengeldern ein Sofa für die Bibliothek zu kaufen, weil die Stühle, die dorthin gehören immer wieder für Veranstaltungen wie Kirche rausgetragen werden und somit schlichtweg die Sitzplätze zum Lesen fehlen. Ich halte das für nicht besonders motivierend und weil dieses Sofa, das ich in Auftrag gegeben habe sogar nur 450 GHS (umgerechnet etwa 120 €) kostet, denke ich, dass das eine eine gute Investition ist. Ich habe vor, dieses Sofa heute Abend abzuholen.
Zudem habe ich vor, demnächst einen Lesewettbewerb zu starten. :-) Davon dann aber ein ander Mal mehr, wenn es wirklich geklappt hat.



Wir haben uns auch entschieden, etwas Spendengelder für Schulbücher auszugeben. Daran mangelt's hier nämlich sehr. Wir haben also erstmal für die Klassen 3 bis JHS 3 (entspricht Klasse 9) jeweils 14 ICT-Bücher besorgt, was im Durchschnitt etwa zwei Dritteln der Schüleranzahl entspricht. Das hat umgerechnet etwa 240 € gekostet.

Seit wenigen Wochen hat nun der dritte und letzte Term angefangen. Und in zwei Wochen sind die Schüler aus Form 3 der JHS sogar schon fertig und werden Basco verlassen.
Leider fehlen aber immer noch ein Twi-Lehrer und ein Klassenlehrer für die Form 1. Der Lehrermangel ist hier in Basco leider ein großes Problem, weil das Gehalt mit 50 GHS im Monat sehr niedrig ist. Deshalb verpflichten sich viele ehemaligen Bascowaisen nach der SHS (Senior High School) umsonst für ein zwei Jahre zu unterrichten. Das machen die auch deshalb weil der Referent ihnen so weit er konnte während der SHS schulgeldmäßig unterstützt hat. Meines Wissens nach werden wir deshalb demnächst noch etwas mehr Hilfe bekommen.

Für alle, die es noch nicht wissen: Bald geht es für mich auch schon wieder nach Hause: in der Nacht vom 3. bis 4. August fliege ich zurück.
Ich bleibe also gespannt, was mir der Alltag hier in meinen letzten zwei Monaten noch bringt, freue mich aber auch schon sehr wieder auf zuhause.
Bis dahin: Stellt nichts an und bleibt gesund ;-)

Nordenreise

28. April bis 03. Mai
Eine weite Reise stand Janin und mir bevor. Gestartet haben wir mit der Fähre, die von Akosombo nach Yeji fährt. Jeden Montag gegen 17 Uhr tritt sie die 30 Stunden lange Reise mit 4 oder 5 Zwischenstopps an, um Güter wie Yam in die Mitte Ghanas zu transportieren. Nein, es ist also keine Personenfähre. Aber da wir uns damit eine stundenlange Fahrt im holprigen Tro ersparen konnten, kauften wir uns Matten und quartierten uns neben 10 anderen Obrunis auf dem Deck ein. Es war auf jeden Fall die Erfahrung wert, im Freien über dem dröhnenden Motor einzuschlafen, einfach während der Fahrt sich entspannen zu können und beobachten zu können wie die Landschaft immer flacher wurde.

Unser Schlafplatz
Zwischenstopp
Unsere Fähre
Da wir auf der Reise ziemlich viel neues gesehen haben, will ich aber eigentlich gar nicht mit Reiseeinzelheiten aufhalten, sondern lieber eine Zusammenfassung geben.
Allgemeines über den Norden: die Landschaft ist flacher, man sieht kaum Palmen mehr, die Sicht ist weit, es ist trockener (wobei wir in der Regenzeit da waren und das somit leider (?) nicht so gesehen haben), man sieht überall Motor- und Fahrräder, in den Tros wird viel mehr gequetscht - statt wie normal drei sitzen dort vier bis fünf in einer Reihe, man sieht in den kleineren Städten mehr Lehmhäuser, die Sprache ist ganz anders, die Leute rufen uns Weiße nicht so oft, was wir sehr genossen haben; das Wort Obruni (oder ähnliches in deren Sprache) hört man kaum mehr – selbst von den Kindern kommt nur „Hello! How are you?“, es gibt mehr Muslime – also auch Moscheen, und man sieht viel mehr Kühe und Esel herumlaufen (und zwar frei).


Ich will behaupten, dass es ich hier im Norden mehr Frauen auf Motorrädern gesehen habe als in Deutschland. Könnte aber auch am Helm liegen, wegen dem man das normalerweise nicht erkennt ;-)


Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass Kühe eigentlich richtig schön sein können wenn man sie nicht zu sehr mästet.
Solche Architektur sieht man hauptsächlich nur in den Dörfern des Nordens.
Wir haben die Städte Tamale, Bolgatanga, Paga, Wa, Weichau und Techiman gesehen.
Was gibt es zu den Städten speziell zu sagen? Eigentlich nicht besonders viel – wir haben dort geschlafen, lecker gegessen, in Kulturzentren Souvenirs gekauft, viele nette Bekanntschaften gemacht – aber hauptsächlich dienten sie als Ausgangspunkte für weitere Ausflüge:
In Paga schauten wir zu, wie ein Krokodil mit nem Huhn gefüttert wurde, nachdem wir es betatschen durften.
Gegenüber gab es einen netten Mann, der uns sein kleines Museum gezeigt hat und uns Fahrräder geliehen hat. Er bietet sogar Touren nach Burkina Faso an (Paga liegt direkt an der Grenze), welche wir aber nicht gemacht haben.

Dieses Huhn diente als Lockmittel für die Krokodile und wurde dann auch verfüttert.
Hart und glitschig :D
Das wir nicht die Füße oder den Kopf anfassen durften hat er erst gesagt, nachdem ich gefragt hab ^^




Der Mann, der die Fahrräder verleiht hat uns während unserem Museumsrundgang so schnell eingekleidet, dass wir kaum nein sagen konnten :D Da wurden die Fotos schon gemacht.
Mit dem Fahrrad sind wir dann 20 min nach Nania gefahren, um dort den Piworo-Sklavenmarkt zu besichtigen. Der Händler selbst kam aus Afrika, hat aber mehr über sich nicht preisgegeben.
Die Menschen wurden während der Kolonialzeit dort wie Vieh hingebracht, an Bäume gekettet, tagelang gehalten, verkauft und weiter in die Sklavenburgen an der Küste transportiert, von wo sie zum Beispiel nach Amerika verschifft wurden. Wir sahen die Essensplätze, den Versammlungsort, den Friedhof (mit Massengräbern hauptsächlich), den Platz, an dem sie tanzen und Musik machen durften und die Orte, an denen sie bestraft wurden.

Wenn man heute diesen eigentlich so schönen Ort sieht, kann man sich kaum vorstellen, wie dort damals die Menschen behandelt wurden.
Diese Löcher machten sich die Sklaven selbst um daraus in Gruppen zu essen.
Aussichtsplatz für die Wächter
Auf diesem Stein mussten Sklaven, die aus der Reihe tanzten, teils so lange ausharren bis sie starben.

Zurück beim Fahrradhändler teilten wir uns dort mit ihm Fried Yam (vergleichbar mit Pommes – aber trotzdem ganz anders) mit Erdnusssauce und Pepper. Danach gab er uns sogar noch Mango und Bananen.

Auch den Mole-Nationalpark besuchten wir. Von unserer Unterkunft direkt im Park starteten wir früh morgens eine zweistündige Safari in den Park. Wir sahen verschiedene Arten von Antilopen, Affen, Vögel, Wildschweine und Elefanten. Letztere rannten aber leider gerade ins Wasser, als wir ankamen – sodass wir sie in ihrer vollen Größe leider nicht bestaunen konnten.



Ein Sheanussbaum
Ihre Naturhautfarbe ist schwarz, die oft erst im Wasser sichtbar wird.
Elefantenfußspuren
wunderschöne Vegetation
Fußspuren von Hyänen
Termitenhügel sieht man hier überall in Ghana. Dafür ist dieser sogar recht klein.


Mole von oben
Wir haben in einem Dorm geschlafen, den wir mit zwei Belgierinnen und zwei Kanadierinnen geteilt haben. Da wir komischerweise keinen Schlüssel dafür bekommen haben und bekannt war, dass die Affen gerne in die Räume kommen um nach Essen zu suchen haben wir unsere Mangos schon mal vorsichtshalber raus gelegt. Innerhalb kürzester Zeit wurden die auch entdeckt. Sie hatten keine Scheu als wir näherkamen um Fotos zu machen.




Mit den zwei Mädels aus Kanada (wie wir Freiwillige - für ein halbes Jahr) führten wir unsere Reise fort. Da passierte uns schon die erste Panne mit dem Jeep, der uns ins nächste Dorf bringen sollte. Insgesamt sollten wir auf der restlichen Reise noch 3 weitere Radpannen erleben, wobei meist dann auch das Rad gewechselt werden musste.
Unser nächster Stopp war Wa, von wo wir am nächsten Tag nach Weichau fuhren. Dort machten wir eine kleine Stadttour:

Die älteste Moschee des Dorfes. Wie alt hab ich leider wieder vergessen, aber es waren sicher eingige hundert Jahre her, dass sie erbaut wurde.

Daneben die Moschee, mit der die alte jetzt ersetzt wird.

Erdnuss knackende Frauen.
Mit dieser Maschine werden für gewöhnlich Mais, Hirse oder Erdnüsse gemahlen.

Ein See gleich neben der Stadt. Er wird gut geschützt.


Die von mir verehrte Erdnussbutter: 100% Erdnuss und vielleicht ein bisschen Wasser
Die Tüte in der Hand der Frau wurde ein Geschenk an uns.

Richtig geiler starker grüner Tee, der hier im Norden oft getrunken wird.

Und natürlich die Kids ;-)

Danach ließen uns weiter zum Hippo Sanctuary transportieren.
Das Dorf dort ist so abgelegen und so nah an der Grenze zu Burkina Faso, dass man absolut kein Netz hat. Aber wir waren da ja nicht wegen dem Netz sondern wegen den Hippos. Dafür wollten wir die Baumplattformen beziehen, die direkt beim Fluss, dem Black Volta, stehen und bei denen man unter freiem Himmel mit Moskitonetz schläft. Allerdings wussten wir nicht, dass diese noch ein halbstündiger Fußmarsch entfernt waren.
Daher mussten wir uns mit der Lodge zufriedengeben.
Wir machten eine schöne Kanufahrt, wobei wir die Hippos beobachten konnten. Laut den Führern hatten wir Glück. Normalerweise sieht man während der Regenzeit nur die Köpfe aus dem Wasser schauen.


Auf dem Weg zum Fluss, dem Black Volta

Das da drüben ist schon Burkina Faso.

Das war das spannendste Foto, das ich aus meiner Entfernung hinbekommen habe.



Nachdem wir unsanschließend mit der bereitgestellten „Küche“ etwas gekocht haben, ließen wir uns einen Schlafplatz auf dem Dach der ehemaligen Lodge herrichten.
Es war einfach total geil nur unter einem Moskitonetz einzuschlafen und die Sterne zu beobachten.
Mitten in der Nacht wurde ich von einem kühlen Wind aufgeweckt. Ich habe mich voll gefreut, aber innerhalb von 5 Minuten entwickelte sich dieser Wind in einen Sturm. Wir mussten dann leider alles schnell zusammenpacken und in die Räume ziehen. Es war aber trotzdem eine wirklich tolle Erfahrung und muss in Deutschland nachgeholt werden. Aber mit einem ghanaischen Mückennetz, das rechteckig ist und nicht so bescheuert zeltmäßig ^^. Das werd ich mir deshalb noch besorgen ;-)

Auch die Rückfahrt nach Weichau mit diesem Gefährt wurde dann irgendwie ein kleines Abenteuer ;-)

Nach einer 5 stündigen Fahrt am nächsten Tag kamen wir in Techiman an, was schon wieder fast im Süden liegt. Von dort aus starteten wir einen kleinen Ausflug nach Tanoboase. Dort ist der Heilige Hain, der erste Siedlingspunkt der Akan (eine der gößten ghanaischen Völkergruppen). Die Felsen konnten gut zur Verteidigung des Königs genutzt werden. Der Ort hat immer noch hohe spirituelle Bedeutung und wird jährlich während eines Festivals zum Leben erweckt.

Für mich ist es kaum vorstellbar, dass diese Felslandschaft einmal eine Wohnstätte war.
Aber gut, ist auch schon einige hundert Jahre her ;-)



Wir hatten mal wieder eine richtig schöne Aussicht.
 
Nach diesem Tag machten wir nur noch Zwischenhalt in Kumasi, wo wir uns mit Stoffen eindeckten und besuchten einen ehemaligen Schüler sowie einen ehemaligen Lehrer.
Danach gings wieder „straight“ zurück in den Busch. ;-)
Puh, jetzt wurde dieser Post doch noch länger als ich eigentlich wollte :D